“Die Kunst ein Buch zu schreiben…
…die Kunst ein Buch zu lesen”
Als Ur-Symbol des Lebens spielen Bücher schon immer eine große Rolle in der Geschichte der Menschheit.
Für gewisse (radikale) Tendenzen ist einer immer gut, und das ist
Friedrich Nietzsche.

Er schreibt in den “Unzeitgemäßen Betrachtungen”:
“Damit ein Ereignis Größe habe, muss zweierlei zusammenkommen, der große Sinn derer, die es vollbringen und der große Sinn, die es erleben”
Dies zeigt vom oftmals umstrittenen Philosophen Nietzsche, dass es nicht nur eine Kunst ist, ein Buch zu schreiben, sondern auch eine Kunst ist, ein Buch zu lesen.
Und gut ist immer das, was man nicht sofort versteht und ein umstrittener Schöpfer ist immer besser, als ein vollauf anerkannter.
Nach soviel Zitaten, Theorien und leitsatzmäßigen Sprüchen beginnt nun die Darlegung, dass es nicht nur eine Kunst ist, ein Buch zu schreiben, sondern auch eine Kunst es zu lesen.

Struktur :
* Das Nachvollziehen eines Gefühls
* Schreiben – Lesen
* Der Worte Wahl und die Wahl der Worte
* Die Verfestigung des Lebens im Wort
* Die Ursymbolik Buch
* Wer schreibt, der bleibt

Das Nachvollziehen eines Gefühls
Immer, wenn es darum geht, große Werke zu schaffen, egal ob in der Kunst, in der Literatur oder der Kompositionstechnik, geht es um menschliche Gefühle, denn große Werke kommen aus dem Herzen und nicht aus dem Kopf.
Der Schöpfer versucht seine Gefühle darzustellen in Noten, Farben und Worten.
Um so besser es nachvollziehbar ist, um so besser ist es, …nein, besser, um so mehr spricht es den Rezipienten an, denn bei Werken kann man ja nicht sagen, dieses ist besser als das, es ist ja keine Sportart.
Wenn man nun ein Buch in der Hand hat und beginnt zu lesen, so versucht man es zu verstehen.
Wenn das Geschriebene gefühlvoll wird, setzt die eigene Gefühlswelt ein.
Wie (fast) jeder kennt, löst Melancholie Kreativität aus, während Enttäuschung Aggressionen auslösen
Wenn einen das Geschriebene nun emotional anspricht, ist es wie ein Wandeln in einer traumhaft schönen Naturlandschaft, man will immer weiter…
Genauso folgt eine Zeile der anderen, …vielleicht kennen viele das Gefühl, das Buch abends nicht aus der Hand legen zu wollen, weil die (emotionale) Spannung nicht nachlässt.
Es gibt halt Bücher, von denen nach dem Lesen so gut wie nichts hängen geblieben ist und man fragt sich, warum man es überhaupt gelesen hat.
Bei anderen hat man das Gefühl, dass in einer Zeile mehr steht, als in ganzen anderen Büchern nicht.
Bücher müssen die Gefühlswelt ansprechen und sollten immer Fragen aufwerfen und nicht Fragen beantworten und ein gutes Buch ist das, was man immer wieder lesen kann.

Schreiben – Lesen
“Schreiben ist eine Art Lesen in Vollendung” (Stendhal)
Wer gute Bücher liest, kann nicht auch gleichzeitig gut schreiben, aber wer schlechte Bücher liest, kann nur Schlechtes schreiben.
Wenn man nun einen Griffel in die Hand nimmt und schreiben will, greift man anfangs gerne auf bereits Gelesenes zurück.
Es bleibt aber nicht bei der Kunst des Kopierens (und Zitierens).
Wenn das Schreiben einen Fluss annimmt, kann man davon ausgehen, dass man es auch in einem Fluss lesen kann.
Das Sehen der Farben ist wie das Lesen der Worte.
Quasi eine in die Farbenlehre übernommene Wortwahl….

Der Worte Wahl und die Wahl der Worte
… wie bei vielen anderen Dingen, macht immer der Ton die Musik.
Genauso ist es eine Kunst die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt zu finden.
Bei dem Ablauf der Handlung ist es die Kunst diesen mit der richtigen Wortwahl am Fließen zu halten in der Art einer unendlichen Melodie.
Wenn man jetzt die Gegenseite betrachtet, ist das Lesen wie das Hören einer Komposition aus Worten und da ist die Wahl natürlich ein entscheidender Faktor.
Große Werke haben eine Notwendigkeit von Kontrasten, das heißt, dass die Steigerungen erst dadurch kommt, wenn sie aus dem Unterem heraussteigt, dadurch zeigt sich die Notwendigkeit des eher “Leichteren”, des Burlesken.
Wiederholungen sind meistens ein Zeichen von Schwäche.
Es gibt Schöpfer, die schreiben ein Buch, was gewissen Erfolg hat und kopieren dieses dann kontinuierlich, um an dem Erfolg anzuknüpfen.
Hierbei kann man das erste lesen und alle anderen wegschmeißen.
Große Schöpfer erkennt man daran, was nach deren Ableben noch Geltung hat.
Die Verfestigung des Lebens im Wort
Wer schreibt, der bleibt, wie es so schön heißt, aber warum das ?

Es hat schon immer Personen gegeben, die es nicht weit gebracht haben (wie man so sagt), also nicht unbedingt Erfolg im Beruf, bei Frauen etc.
Doch einzelne haben sich dann schlauerweise gar nichts daraus gemacht und haben begonnen zu schreiben und sind somit bis heute bekannt geblieben auch ohne erfolgreiche berufliche Karriere.
Auch wenn es nicht immer so einfach ist, zu verstehen, was ein gewisser Herr Marie-Henri Beyle alias Stendhal in seinen sehr umfangsreichen Romanen auszudrücken versucht, hat er mit seinen über 7.000 Seiten (!), die er der Nachwelt überlassen hat, sich doch ein eigenes Denkmal gesetzt, auch wenn das Wort “enttäuscht” beim Autor oftmals vorkommt (wenn es um Frauen geht, bin ich allerdings auch immer enttäuscht worden).
Auch wenn er schon 180 Jahre tot ist, werden die Bücher bis heute gelesen. Und er ist ja vom Namen her nicht so bekannt wie Karl May.
Stendhal hat es also als gutes Beispiel geschafft seine eigenen materiellen Probleme und Nöte hinter sich zu werfen und durch seine großen Romane seine Gefühlswelt, die durch Liebe, Italien und Rossini geprägt war, für kommende Generationen freizulegen.
Wenn Herr Beyle nicht geschrieben hätte, würde heute kein Mensch mehr seinen Namen kennen.
Und dies nennt man “Die Verfestigung des Lebens im Wort”.
Nach diesem exemplarischen Beispiel wieder zum Symbolischen, denn das Symbolische erkennt man nur mit Fantasie und dann, wenn man es will…

Die Ursymbolik Buch
Es gibt gewisse Ursymbole des Lebens : der Weg, der Bach, die Brücke, der Baum und letztendlich das Buch.
Denn wir leben in Symbolen, denn Symbole spiegeln die Sache mit einem einzigen Zeichen wieder und geben mehr Auskunft, als lange schriftstellerische Ausführungen.
Außerdem denkt und fühlt man mit zunehmenden Alter plastischer, man sieht nicht mehr dasjenige, sondern nur seine Symbolkraft – die Wände des Ego-Tunnels verhärten sich und wenn man z.B. über 50 Jahre alt ist, hat man einen ganz anderen Blick aufs Leben, auch auf sein eigenes Leben.
Man interpretiert das Gesehene und verlagert dies auf das zu Sehende, bevor man etwas wahr nimmt, interpretiert man es erst und dabei spielt Symbolik und Fantasie eine große Rolle.
Materiell eingestellte Menschen können zwar eine Prüfung bestehen, aber niemals ein Gedicht schreiben, wenn jemand eine poetische Ader hat, heißt dies nicht, dass er keine Prüfung bestehen kann.
Bei den oben angegebenen 5 Ursymbolen kann man jedes auslegen :
Der Weg zeigt die Möglichkeit aus einer bösen Situation herauszukommen, also ein Hoffnungsträger … die Brücke steht für Vereinigung, wenn Brücken abgebrochen werden, fällt hinter einem alles zusammen … der Baum steht für Stabilität und Festigkeit … der Bach für das ewig Dahinfließende des Lebens … und wofür steht das Buch ?
Ein Buch ist wie ein Paradies, was sich vor einem öffnet, wenn man es öffnet.
Dies hört sich ein bisschen übertrieben an, allerdings kommt hier der Faktor der Kunst ein Buch zu lesen ins Spiel.
Es kommt natürlich auf die Fantasiewelt des Lesenden an, manche Bücher sind so, dass man sie von vorne bis hinten lesen kann, man kann sie quasi gar nicht aus der Hand legen, andere kann man immer wieder lesen (sogenannte “Gute Bücher”) und andere, wo man sich hinterher fragt, warum man sie überhaupt gelesen hat, wo also nichts hängen geblieben ist.

Wenn man einmal von den “Guten Büchern” ausgeht, ist es immer gut, die Ideen, Gedanken und Gefühle des Autors empathisch nachzuvollziehen (sh. oben).
Und um so besser man sie nachvollziehen kann, um so mehr sprechen sie einen an.
Die Symbolik ist quasi der Lernprozess, was man daraus lernt, ableitet oder übernimmt, es soll das Denken anregen.
Gute Bücher beantworten keine Fragen, sondern werfen Fragen auf.
Wer schreibt, der bleibt
Ein Zitat, was einem sofort über die Lippen kommt, wenn man ans Schreiben denkt.
Es ist schon die Sache mit den Tagebüchern, denn wer Tagebuch schreibt, der schreibt es ja nicht, sondern er führt es, er schreibt Tag für Tag auf, was ihn bewegt und was passiert ist, legt es also fest, das knüpft an den vorletzten Absatz an (Die Verfestigung des Lebens im Wort).
Viele große Schöpfer (oder bedeutende Personen) legen nach langen Jahren ihre Tagebücher offen, es ist die beste Basis um eine Art Lebens-Resümee zu schreiben (oder eine Auto-Biographie), hierbei muss man aber vorsichtig sein, denn wenn man sie selber schreibt, ist es eher so, wie man sein Leben gerne gesehen hätte und nicht, wie es war.

Ein Tagebuch entwickelt sich ja, quasi ein Lauf des Lebens und den kann man natürlich im Nachhinein auch geschickt verändern oder lenken.
Große Komponisten zum Beispiel sind irgendwann des Kämpfens auch müde und denken, dass sie das Ziel ihres kreativen Schaffens erreicht haben, aber um nicht tatenlos dazusitzen, nehmen sie den Griffel in die Hand und verfassen Schriften über ihr Leben und über ihre Werke, was für einen Verehrer sicher auch interessant ist etwas aus der Hand des Schöpfers über seine eigenen Werke zu lesen, es kann auch ein ganz anderes Herangehen an das Werk für den Rezipienten bieten, quasi ein Schlüssel zum Verständnis der Werke.
Es ist allerdings schade, dass so ein genialer Belcanto-Komponist wie Vincenzo Bellini im frühen Alter von gerade mal 34 Jahren verschied – nach seinen 10 Werken hätte er sich im zunehmenden Alter ans Schreiben begeben und hätte sein Schaffen und seine Schöpfungen mit Worten festgehalten – da dies aber durch den frühen Tod Bellinis nicht realisiert werden konnte, gibt es kaum Literatur von und auch über Bellini und man hat Schwierigkeiten, etwas Lesbares über die Werke von ihm oder von einem anderen über die Bellinischen Werke zu finden.
Hierbei sei gesagt, dass die Werke (Melodramen und Lyrische Tragödien) von Bellini natürlich wichtiger sind und Priorität haben.

Aber auch, wenn die Schriften nicht einhergehen mit anderen Werken, ist ein Festlegen in Worten immer gut für Nachfolgende und natürlich für einen selbst.
Die Schriften großer Philosophen sind ja in ihrer Zeit oftmals missverstanden worden (sie sind Vorausverkünder) und kommen erst in späteren Jahren zur Geltung und dies ist immer ein Zeichen der Stabilität, denn wer zu Lebzeit bekannt, ist schnell vergessen.
Als abschließendes Resümee kann man sagen, dass es Bücher schon immer gegeben hat und auch immer geben wird, es ist ja keine Modeerscheinung, sondern Symbolik und Fantasieanregung, sie werfen eben Fragen auf und beantworten keine.
Schreiben ist eine Art Lesen in Vollendung
(Stendhal)
*Empfehlung : Lesestunden (Buchblog)