Am Grab Arthur Schopenhauers

Hauptfriedhof Frankfurt am Main, Ostern 2022

Nachdem ich nun fiktiv den großen Philosophen in seiner Wohnung in Frank­furt besucht hatte, kehre ich an diesem schönen Ostersonntag in die Realität zurück.

Auch wenn ja nun Fiktion und Realität oftmals nahe beiein­ander
liegen. Dass der Kern der Welt dunkel ist, hat kaum ein anderer so erhellt, wie er.
Schopenhauer über­zeugt immer mit einer Sprachgewalt und Pointenreichtum mit seinen Wurzeln, die auf buddhis­ti­schen Schriften und andere Quellen indi­scher Philosophie basieren.

Schopenhauers starke, schon oftmals belei­di­genden Ergüsse gegen die Hochschulphilosophasterei vor allem Hegels, scheinen auf den ersten Blick sein Werk zu trüben, bzw. dessen Qualität, wenn man aber genauer sich die Worte auf der Zunge zergehen lässt, merkt man den Wahrheitsgehalt.
Schopenhauer zieht nicht einfach über seinen Erzfeind her, er belegt seine Einstellung auch penibel und korrekt und zwar messer­scharf.

Aber davon einmal ganz abge­sehen, sah ich bei meinem dies­jäh­rigen Mannheim-Aufenthalt, dass das Wetter an diesen Ostern kaum schöner sein konnte.
Seit bestimmt 15 Jahren will ich ans Grab Schopenhauers und immer kam etwas dazwi­schen, Wetter, zu wenig Zeit, ich hatte Termine daheim…, aber diesmal dachte ich, … jetzt musse hin!!!

… jetzt musse hin!”

Die Straßen waren wider Erwartens komplett leer, klar, es war ja Ostern.
Sofort bekam ich einen Parkplatz direkt an der Mauer des nicht gerade kleinen Friedhofs.

Die rich­tige Richtung

Die Spannung stieg, ich hatte mir im Vorfeld auf einer Karte die Lage von Schopenhauers Grab einge­zeichnet.
Der Friedhof war geöffnet und ich schritt ziel­be­wusst in Richtung Grab und sah, dass dort eine männ­liche Person stand, nicht Schopenhauer, sondern jemand, der auf die gleiche Idee gekommen war, wie ich.
Doch nach kurzer Zeit verließ diese Person dann die Grabstelle…wieder stieg die Spannung wie in einem Krimi … und dann kam der große Moment…ich stand am Grab Schopenhauers, …

“… ich stand am Grab Schopenhauers!”

…dem Philosophen, der das Mittel- und Spätwerk Richard Wagner geprägt hat, wie kein anderer und von dem ich über 7.000 Seiten mit Begeisterung gelesen hatte.

Am Grab des großen Philosophen

Es war schon ein komi­sches Gefühl zu wissen, dass hier die leib­li­chen Überresten eines Genies ruhen. Als ich mich leicht erholt hatte, musterte ich erst einmal die Grabstätte.

Ich hatte mir Fotos vom Grab im Internet bereits ange­schaut, eine einfach schlichte Grabplatte mit Schopenhauers Name umrundet mit einer nied­rigen Buchsbaumhecke. 

Eine zweite Platte hinten rechts…?

Doch dann dachte ich, was ist das … man entdeckt auf den zweiten Blick eine weitere Grabplatte, wesent­lich kleiner, auf der der Name Arthur Hübscher steht, noch ein Arthur.
Im Nachhinein las ich, dass es Schopenhauers Herausgeber war, der sich neben ihm eine Ruhestätte ausge­sucht hatte, viel­leicht wollte er dem großen Philosophen bis in alle Ewigkeit nahe sein … wer weiß (?) – so weit wollte ich aber nicht gehen.

Ich foto­gra­fierte die Grabstätte natür­lich mehr­fach und gedachte den Gräbern, die ich auf meinen unzäh­ligen Reisen alle aufge­sucht hatte (sh. unten) – nur bei Schopenhauer war ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewesen, was mich immer geär­gert hatte … nun brauchte ich mich nicht mehr zu ärgern.

Wie schon häufiger, kann man es erst gar nicht fassen wenn man wieder von dannen zieht, dass man an der letzten Ruhestätte eines großen geis­tigen Vorbildes gestanden hat.
Man kommt dann aller­dings nach kurzer Zeit wieder in die Realität zurück, doch wenn man daheim bei einem Tee wieder Schopenhauers bibel­ar­tige Werke, die ich alle schon mehr­fach gelesen habe, in der Hand hält, weiß man … ich war am Grab Schopenhauers, auch wenn ich es noch gar nicht fassen kann…

Einen muss man lesen, jedes Wort von ihm und kein Wort über ihn,
keine Zeile über ihn … sein Name Arthur Schopenhauer”
(Nietzsche)


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*sh. meine Beitrag “Schopenhauer in Frankfurt”:

*Schopenhauer-​Gesellschaft Frankfurt a. Main

Aufgesuchte Gräber (für mich) bedeu­tender Persönlichkeiten

Alexandre Dumas, Heinrich Heine, Jacques Offenbach, Adolphe Sax, Honore de Balzac, Hector Berlioz, Emile Zola (Montmartre PARIS)

Fr.Chopin, Edith Piaf, Oscar Wilde, Jim Morrison, Paul Eluard, Marcel Proust, Michel Petrucciani, Sidonie-​Gabrielle Colette, George Bizet, Max Ernst (Urne)
(Pere Lachaise PARIS)

J.P. Sartre, Charles Baudelaire (Montparnasse PARIS)
Marc Chagall (St. Paul-​de-​Vence, Süd-​France)
Fr. Nietzsche (und Schwester) (RÖCKEN bei Lützen)
Franz Liszt, Richard Wagner, Cosima Wagner (BAYREUTH)
G. Rossini (FLORENZ, Basilika Santa Croce)
Carl Maria v. Weber, Friedrich v. Schlegel (DRESDEN, Alter Friedhof Friedrichstadt)
Wilhelmine Schröder-​Devrient (DRESDEN, Trinitatis-​Friedhof)
J.W.v. Goethe, Fr. Schiller (WEIMAR, Fürstengruft)
Friedrich II (Kathedrale PALERMO)
Arthur Schopenhauer (Hauptfriedhof, FRANKFURT a.M.)


(Sonstiges)

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