“Über die Verschiebung der Erhabenheit der Ästhetik hin zur pathetischen Erhabenheit”
Schon früh geriet Richard Wagner mit den Werken VINCENZOBELLINIS in Kontakt. Als junger Hofkapellmeister in Dresden (1843–1848) standen die Werke “Norma”, “I Capuletti E I Montecchi”, “La Straniera” und “I Puritani” oft auf dem Spielplan und versetzte den damals noch jungen und unbekannten Konzertmeister in eine Art “Bellini-Fieber”.
Wagner schwärmt sogar lobend über Bellinis Werke insbesondere die “Norma”:
“Ist das nicht alles wahr und groß, was wir da empfinden ? Jedes Gefühlsmoment tritt plastisch hervor, nichts ist undeutlich ineinander verwoben…wieeinfach grandios der Styl”.
ANTONBRUCKNER (1824–96) war als solches durch seine streng religiöse Erziehung ein Schöpfer von christlichen Werken, vor allem war er ein Orgel-Virtuose.
Was allerdings nicht alle wissen, ist die Tatsache, dass Bruckner neun bombastische Symphonien komponiert hat, sogenannte “Monumentalsymphonien”.
Hier eine Analyse von Bruckners Kompositionsstil zu bieten, würde den Rahmen sprengen, allerdings kann man natürlich immer einen heranziehen als Vergleich, und dies ist BEETHOVEN. Allerdings sind die Beethoven-Symphonien als einzelstehend anzusehen, während Bruckners Symphonien einen gewissen inneren Zusammen- halt haben. Etwas zynisch könnte man sagen, dass er nur eine Symphonie komponiert hat und diese neun Mal, was allerdings an der Realität der Bedeutung dieser Werke vorbei gehen würde.
Man kann es bildhaft so ausdrücken, dass seine Symphonien eine Familienähnlichkeit aufweisen, aber bei genauerem Hinhören, zeigt sich eine ausgeprägte Individualität eines jeden Familienmitgliedes (jede steht extra, aber alle hängen zusammen).
Um doch kurz die Strukturen anzureißen, kann man sagen, dass diese Werke bis zu 80 Minuten (!) dauernd können, reine Viersätzer sind und einen klaren konstruktivistischen Kompositionsbau haben.
Erotische Symbolik im “Tannhäuser” von Richard Wagner
Teil 2
Der 2. Act zeigt ja das Geordnete der Wartburg-Gesellschaft Landgraf Hermanns, der sein Volk aufruft in die Wartburg zu kommen, um dem Sängerstreit um die Hand der Elisabeth beizuwohnen. Das Erotische ist hierbei nicht mehr existent….
Sängerstritt uf Wartburg
…bis zu dem Zeitpunkt, als Tannhäuser (hier Heinrich von Ofterdingen) wieder das heidnische Paradies des Venusberges in Erinnerung kommt.
Seine Zeit bei der Göttin preist er mit der Strophe :
Erotische Symbolik im “Tannhäuser” von Richard Wagner
Teil 1
Fast alle Werke RICHARDWAGNERS enthalten starke Symbolik, was schon manchmal in die Richtung Pornografie geht, worüber man heute lachen würde. Nur zu dem damaligen Zeitpunkt sah es mit diesem Thema anders aus – Wagner hatte mehrfach Probleme seine Werke oder die Betitelung seiner Werke durch die Zensur zu bekommen, was die Konsequenz hatte, dass er die Werke teilweise umtitulieren musste.
Hier sticht ein Werk hervor, was eine gebündelte Erotik beinhaltet, andere Werke stehen daneben immer noch leicht zurück, und dies ist sein TANNHÄUSER und der Sängerkrieg auf Wartburg. Hierbei sei am Rande bemerkt, dass es auf und nicht auf der heißt. Dieses kommt durch den Titel in landesüblicher Sprache : “Tannhäuser und der Sängerstritt uf Wartburg”.
Wagner wollte das Werk erst “Der Venusberg” nennen, was nicht zugelassen wurde, somit ging er über zum heute bekannten Titel.
Direkt neben der pompösen Villa Wahnfried Richard Wagners, quasi nur ein paar Meter entfernt, liegt die leicht im Schatten der Villa des Meisters liegende Villa FRANZLISZTS.
Ein roter Backsteinbau mit einem leicht verwilderten Garten und einem Zaun, eine Büste des großen Pianisten, Dirigenten und Komponisten thront davor. Leicht mit Efeu bewachsen macht sie sich eher als ein nobles Wohnhaus früher Jahre aus, wenn man natürlich weiß, wer hier wohnte, wird einem schon komisch…
Ein roter Backsteinbau (2003)
Nun wartete ich schon eine halbe Stunde und als sich nichts regte, ging ich mutig an die bläulich gehaltene Holztür, es war kein Name zu lesen, ich schaute durch das abgedunkelte Glas, konnte aber kein Licht sehen. Nachdem ich dreimal geklopft hatte und sich nichts regte, wollte ich schon leicht enttäuscht wieder von dannen ziehen zu meiner Pension außerhalb.
Dass eine Kutsche auf der Straße gehalten hatte, hatte ich gar nicht bemerkt und schaute mich leicht überrascht um.
...in ihr saß Liszt
Vorne saß der Kutscher und hinten wie auf einem Thron saß das große Genie, auf den ich seit gut einer Stunde gewartet hatte.
Ich musste erst einmal Luft holen und schloss kurz die Augen und als ich diese wieder öffnete, merkte ich, dass ich mich nicht getäuscht hatte.
Er war gekleidet wie ein Priester mit einem weinroten Samtumhang. Mir war nicht entgangen, dass er geplant hatte ins Kloster zu gehen, was für so einen vielbeschäftigten und beliebten Musiker, der an den größten Höfen Europas gastierte, schon ein bisschen komisch war. Aber die Ideen und Handlungen großer Schöpfer sind ja oftmals nicht so ganz nachvollziehbar.
Er schien gar nicht zu bemerken, dass jemand vor der Tür seines Wohnhauses stand. Als er die schmiedeeiserne Tür mit einem großen Schlüssel öffnete, trat ich ganz dreist ihm entgegen.
…schön war er gerade nicht
Schön war er gerade nicht, er hatte ein paar Warzen im Gesicht, hatte aber noch die Frisur, die man von sogenannten “schönen Männern” her kennt, seine silbergrauen Haare waren stark nach hinten gekämmt – es sah einfach toll aus und ich dachte, wie er wohl vor 20 Jahren ausgesehen haben mag, aber keiner bleibt jung.
Schöne Männer – zumindest die Frisur
Genauso wusste ich, dass die Frauen ihm zu Füßen lagen, vor allem bei seinen Klavierkonzerten, bei denen er sich oftmals schon in eine Art Ekstase spiele und die Damen reihenweise in Ohnmacht fielen.
Dies sollte aber gar nicht der Grund meines Warten gewesen sein.
Das Symphonische hielt mich von je her gefangen, die “Absolute Musik”, denn letztendlich sagt alles die Musik… Die Symphonie hatte ein Tief und wie mir zu Ohren gekommen war, wollte Liszt etwas dagegen tun, er plante eine größere Anzahl von kürzeren Symphonien, so hieß es in der Presse, aber da wird ja vieles geschrieben. Somit wollte ich Näheres und Genaueres über seine “Symphonischen Dichtungen” von ihm selbst erfahren.
Als Schwiegervater Richard Wagners nannte man ihn “Papa Liszt” und genau dieser stand nun mit erhobenen Kopf und Seidenumhang vor mir.
...Sie wünschen
“Sie wünschen…”, sagte er eher einladend, als abweisend.
“Herr Liszt…”, sagte ich etwas schüchtern, “…wie mir zu Ohren kam…” Weiter kam ich nicht.
Doch dann holte ich aus, “…Herr Liszt, es ist mir eine Ehre, darf ich mich vorstellen, nein besser nicht…“ Jetzt oder nie, dachte ich. “Herr Liszt, die Symphonie ist am absterben, große Symphoniker werden Seltenheit und werden höchstens nur noch kopiert, wir alle müssen etwas tun, um wieder richtig Feuer in die Massen zu streuen und die bombastischen Werke eines Beethoven undBruckners nicht in Vergessenheit geraten zu lassen!”
Ihm schien meine Einstellung und die begeisterte Rhetorik zu gefallen…
…er schloss die Tür auf
Er schloss mit einem großen Schlüssel die bläuliche Holztür auf. Ich schritt mit dem großen Pianisten und Komponisten in seine “heiligen Gemächer”, ich wusste, dass die Wohnorte vieler Schöpfer schon einiges über sie und deren Werke aussagen konnten. Im Salon stand sein schwarzer Flügel schon fast wie ein Thron und ich fühlte mich wie bei einer Audienz beim Papst.
Fast wie ein Thron (2003)
Alles mit lichtdurchlässigen Gardinen geziert, durch welche die schon leicht untergehende Sonne schien – dicke Polstermöbel, überfüllte Buchregeale, ein wertvoller Ohrensessel mit blauem Polster…und hier schafft er seine Werke (?), fragte ich mich.
“Ihr Wohnsitz gibt schon etwas her, Herr Liszt…”, sagte ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Er wäre ja in den langen Jahren viel in Rom und in Budapest gewesen, Weimar wäre nur so ein Durchgangsstopp, und Bayreuth sollte sein Altersruhesitz werden, argumentierte er.
“Ja, was ist denn jetzt mit der Zukunft der Symphonie ?”, womit wir wieder beim Thema waren. Einen Kaffee lehnte ich ab, ich habe schon immer Kaffee gehasst…
…er setzte sich an sein Klavier
Er setzte sich an sein Klavier, ich musste schon leicht schlucken, hier neben Liszt zu sitzen, ein Moment, der sicher nicht noch einmal in meinem Leben kommen würde.
“Tja, junger Mann, Sie erwähnten Beethoven und Bruckner,die können allerdingsnicht alles retten, ich arbeite nicht an einer großen Symphonie, die die Zuhörer überfordern würde und von der sich viele eher unwissend abwenden.”
“Sondern…”, streute ich ein.
“Sondern an Symphonischen Dichtungen…”, sagte er. “Es werden mehrere kleineren und kürzere symphonische Werke sein mit nur einem Satz,es sind die musikalischen Umsetzungen einer literarischen Gattung”. “Es geht darum den Ausdruck und den besonderen Tonfall der literarischen Gattung musikalisch umzusetzen.”
…ich verstand kein Wort
Ich verstand kein Wort. “Poetische Kompositionsabsichten mit außermusikalischen Programmen werden in symphonische Gleise gelenkt, das heißt, die Fusion von zwei Kunstformen, die nahe beieinander liegen… …die Dichtung und die Musik”, erläuterte er mit stolzen Worten.
“Was der Dichter verschweigt, bringt der Musiker zum vollen Erklingen”, warf ich als ein Zitat seines Schwiegersohnes ein. “Aha, Sie scheinen sich ja doch etwas auszukennen”, sagte er schon leicht überheblich.
“Das vorliegende literarische Werk ist der Kern – die Musik wird zum Ausdruck einer dichterischen Absicht.” “Das Ziel sind erst einmal ca. 12 kleinere Werke, quasi Dichtungen in Tönen, man hatdie Dichtung vor Augen, wandelt sie aber in Töne um..also poetische Musik”.
So langsam begann ich ihn zu verstehen.
… und damit wollen Sie die Symphonie retten ?
“Und damit wollen Sie die Symphonie oder derenNiedergang retten?”, fragte ich ihn leicht unglaubwürdig anschauend.
“Die Aufweichung alter starrer Formen und die Überschreitung traditioneller Gattungsgrenzen geben mehr Freiräume für die Fantasie junger Komponisten,denn es muss ja weitergehen, und ich bin auch nicht mehr der jüngste”, sagte er leicht ironisch.
“Die normale Ouvertüre wird übertroffen von dieser GattungsbezeichnungenderSinfonischen Dichtung, die eine höhere Gattungsbezeichnung darstellen soll. Der Inhalt wird nicht bloß illustriert oder nacherzählt, er dient als Basis. Das nicht Darstellbare wird durch die Musik plastisch erkennbar…”
“Das Orchester spricht immer die Sprache des Unaussprechbaren…”, zitierte ich wieder stolz.
Er lachte…“tja mein Schwiegersohn kann zwar gut reden, aber von Symphonienhat er keine Ahnung.“ Ich wurde schon leicht verlegen, dass er so über den großen Meister Wagner sprach.
“Tja die paar Dinger hätte er sich auch sparen können”.
Er hatte recht, die wenigen Symphonien Wagners umfassen nur ein Jugendwerk und zwei kleinere Symphonien, von der er eine sogar mittendrin abgebrochen hatte.
“Musik wird zur Dichtung und die Dichtung zur Musik”. “Ein Dichten in Tönen und die Musik erzählen lassen“
Ich saß in meinem Sofa in einem Zustand der Gebanntheit hier vom großen Genie so etwas erläutert zu bekommen.
In jungen Jahren
Als die Sonne draußen unterging und durch die Samtgardinen ihre Strahlen warf, kam ich schon in eine Art Trance, als er anfing am Klavier zu spielen.
…das hätte ich niemals gedacht
Das hätte ich niemals gedacht, ich versinke in einem Polstersessel, schließe die Augen und lausche den Klängen des großen Meisters und Lehrers aller Pianisten. Ich glaubte mich ein einem Traum oder in einem LSD-Rausch.
Als ich erwachte hatte Liszt sich schon zurückgezogen, er hatte mir gesagt, dass er am Wochenende wieder Richtung Heimat nach Budapest fahren wolle.
Seine halb ausgetrunkene Tasse Kaffee stand noch auf dem Flügel.
…langsam schlich ich zur Tür
Langsam schlich ich zur Tür, ich wollte mich nicht verabschieden, vielleicht hatte er sich ja bereits zur Ruhe gelegt.
Ein letzter Blick durchs Gitter (2003)
Ich schloss leise die Tür und lies das rote Backsteinhaus hinter mir. Die Brandenburger Str. hoch ging ich dann bei lauen Temperaturen zu meiner leicht auswärts liegenden Pension.
Eine neue musikalische Gattung …erläutert von seinem bedeutendsten Vertreter, hoffentlich macht sie Schule und wird die Symphonie retten.
“Letztendlich sagt alles die Musik” (Richard Wagner)
*Eingedenk meiner Besuche im Liszt-Museum in Budapest, dem Liszt-Haus inWeimar, der Liszt-Villa in Bayreuth und der Grabkapelle auf dem Bayreuther Friedhof.
BOLOGNA hat ja nicht nur die älteste Universität der westlichen Welt (seit dem Jahre 1088 n. Chr.), sie hat auch ein Kunst- und Kulturwerk, was auf so engem Raum schon einzigartig ist. Als Besucher fällt einem schnell auf, dass die unzähligen Museen Eintrittspreise haben, die eher einem kleinen Obolus oder Spende gleichkommt, denn ausgenommen privaten Sammlungen, wird hier das Meiste durch die Universität getragen. Des Weiteren besitzt Bologna eine der best erhaltendsten zusammenhängenden (!) Altstädte Italiens und sie zählt zu den roten Städten (Marrakesch, Toulouse). Die Fassaden und deren verschiedenen Rot-Gelb-Schattierungen geben viele Ideen für fotografische Tätigkeiten.
Bei der Phantasie von manchen Künstlern und Schöpfern kommt man bei der Rezeption ihrer Werke oft schon ins Staunen, egal ob es nun Maler, Schriftsteller oder Komponisten sind.
Aber einer hat bei dem “In-Szene-stellen” seiner Ideenquellen viele und vieles in den Schatten gestellt, viele ins Staunen versetzt und sogar (Musik-)Wissenschaftler oftmals Kopfzerbrechen bereitet, und zwar wie öfter schon besprochen, Richard Wagner.
Die Bedeutung des Chores in den Werken Richard Wagners anhand choraler Scenen des “Tannhäusers” und deren Realisierung im Festsaal der Wartburg bei Eisenach
Teil 3
(D.) Chorale Stellen im “Tannhäuser” mit der Realisierung vor Ort
Der Festsaal der Wartburg bei Eisenach zeigt nicht nur eine hervorragende Akustik, sondern auch gute Platzierungsmöglichkeiten. Ohne auf nähere Details einzugehen, bringt die trapezförmig angelegte Decke des Saales ein überraschendes Klangerlebnis – der Klang des im vorderen Bereich platzierten Orchesters scheint in die Höhe zu steigen und verteilt sich nach hinten über die Köpfe der “Zuschauer” hinweg.
“Dich teure Halle grüß ich wieder…”
Dieses Phänomen fällt einem geübten Hörer am besten auf, wenn er das erste Mal dieses erlebt. Hierbei ist auch die Platzwahl zu beachten. Platzierungstechnisch gibt es die Möglichkeit den Chor außerhalb der Scene (z.B. im Foyer) zu lokalisieren, was für den Rezipienten eine Erweiterung der Vision zur Folge hat. Genauso ist ein Aufstellen auf dem seitlich des Saales verlaufenden Balkons möglich, was das Stimmvolumen des Chores über die Köpfe hinweg führt. Letztendlich schreitet der im “Tannhäuser” oftmals sich bewegende Chor von hinten durch das Spalier in den Saal, was die Implikation in das Werk immens steigert.
Die Bedeutung des Chores in den Werken Richard Wagners mit einem Vergleich der Chöre Vincenzo Bellinis
Teil 2
(B.) Bedeutung des Chores in den Werken Richard Wagners
Richard Wagner nahm erst Abstand vom klassischen Chor als Integrations-Element in seinen Werken. In seiner umfangreichen Schrift “Oper und Drama” erteilt er dem Chor in der Oper eine Absage. Dies sollte aber nicht so bleiben, denn rückblickend kann man sagen, dass in (fast) jedem Werk chorale Stellen sind, und zwar sehr geschickt platzierte, und wohl-dimensionierte und demgemäß sehr wirkungsvolle. Der Chor wird hierbei von Wagner oftmals als einzelne Singstimme verwendet, das heißt, dass der Chor nicht einzeln steht, sondern direkt in die Handlung integriert ist (wie ein weiterer Statist). Da die Komposition bei Wagner immer einen Bezug zum Handelnden auf der Bühne hat, hat der Chor eine weit bedeutendere Rolle in der Handlung, als normalerweise ein Chor allein stehend hat.
Bei der Zuschauer-Werk-Fusion in Wagners Idealbild, hebt sich der Zuschauer auf und begibt sich in eine Rolle, nämlich die Rolle des “mitwissenden Statisten”.
Der Zuschauer in der Masse ist schnell im Chor zu erkennen, da die Zuschauer ja (meistens) eine größere Anzahl von Personen sind und der Chor auch, und somit lässt sich das Stimm-Volumen steigern. In einzelnen sehr umfangreichen Werken, wie zum Beispiel im “Ring des Nibelungen” gibt es komischerweise nur eine chorale Stelle, nämlich den Chor der “Gibichungen-Mannen” in der “Götterdämmerung” im 2. Act. Im “Ungetüm” der Frühwerke “Rienzi, der letzte der Tribunen” steht der “Chor der Friedensboten” isoliert als eine der sehr wenigen Chorstellen in diesem 5 Stunden Werk. Anders sieht das im “Lohengrin” aus, mit dem Wagner seinen angestrebten Kompositionsstil erreicht hatte.
Die Bedeutung des Chores in den Werken Richard Wagners und der griechischen Tragödie anhand von exemplarischen Beispielen
Teil 1
Vorwort
Der Chor an sich war schon immer ein wirkungsvolles “Instrument” für Einleitungen, Überbrückungen, Interludes in einem kompositorischen Werk. Aber nicht nur Komponisten haben sich über dieses Symptom Gedanken gemacht, neben Philosophen gibt es auch Schriftsteller, für die das Symptom des Chores von Interesse war/ist. Neben Fr. Schiller, allen voran natürlich Fr. Nietzsche, der in einem seiner frühen Werke den Chor sogar als Auslöser der griechischen Tragödie hinstellt. Wenn man sich nun dem Werk Wagners nähert, wird man als Uneingeweihter nicht annehmen, welche immense Rolle die Chöre im Gesamtkunstwerk Wagners haben. Hierbei geht es neben den menschlichen Stimmen und Stimmvolumen schon um einen Teil der Gesamtkomposition und der Choreografie durch die geschickte Platzierung, Bewegung und Dichte. Hier sei neben soviel Theorie die Praxis anhand der alljährlich stattfindenden halb-szenischen Inszenierung von Wagners “Tannhäuser” im Festsaal der Wartburg bei Eisenach als exemplarisches Beispiel zu betrachten. Denn diese Inszenierung bringt neben der hervorragenden Akustik, vieles, was eine normale Opernaufführung nicht erreicht und erreichen kann. Daher wird diese von mir als Musterbeispiel in Teil 3verwendet.
Gibt es überhaupt noch Punkte auf der Wagner-Europakarte, wo ich noch nicht war ? Ja, es gibt sie, denn kaum einer schafft es an alle Stätten zu kommen, wo Richard Wagner geschaffen und gelebt hat, seine Ideen hatte oder vorgegeben hat, diese gehabt zu haben.
“Eine Pilgerfahrt zu Arthur Schopenhauer nach Frankfurt a. M.”
Wie häufig bin ich schon daran vorbei gefahren auf meiner Strecke nach Mannheim ? Immer habe ich sie links liegen lassen und nur eines kurzen Blickes gewürdigt. Als ich mich nun wieder auf der Strecke der Skyline von Frankfurt näherte, dachte ich, dass ich die Chance endlich nutzen sollte und ich verließ die Autobahn am Westhafen und fuhr die Gutleutestraße am oberen Mainufer entlang. Der Name der sich lang hinziehende Straße klingt schon gut und hinter der Alten Brücke beginnt die Schöne Aussicht, eine Straße, die ihrem Namen alle Ehre macht, denn der Blick über den Main ist nicht der Schlechteste.