HerrRothFotografiert…

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»Fotografie ist wie ein Malen mit Licht«

Ein guter Leitsatz, der aller­dings so gesehen erst einmal reine Theorie ist. Wie es in der Praxis aussieht, hängt von verschie­denen Gegebenheiten vor Ort ab.

Wenn man versucht, keine Urlaubsbilder zu machen, sondern dem Foto einen Hauch von Aussagekraft und Leben einzu­hau­chen, bedarf es erst einmal etwas Geduld und dem soge­nannten  Fotografischen Blick.

Das Auge sieht und der Kopf arbeitet – das heisst, um so mehr der Kopf arbeiten muss, um so inter­es­santer ist das Objekt für ihn.
Ein gelun­genes Foto muss immer einen Überraschungseffekt beinhalten, der auf den ersten Blick nicht ersicht­lich ist.

Hierbei kommt es auf mehrere Faktoren an :

*  Farbenlehre (Newton, Goethe)
*  Licht- Schatten-Effekte
*  Perspektive – Winkel
*  Maserungen – Strukturen

Wenn man dieses erkennt, kann man bessere Ergebnisse erzielen, als wenn man normale Sehenswürdigkeiten fotografiert.

Es ist immer gut, Elemente heraus­zu­ar­beiten, also frag­men­ta­risch zu arbeiten – um so weiter weg, um so schlechter.

Granada Albaichin

Parallele Linien sollten gemieden werden – das Platzieren auf Mitte auch (weil das Auge als erstes in die Mitte des Bildes schaut), besser die Drittelteilung beachten.

Bei der Fixierung des Objektes ist es immer besser in die Hocke zu gehen, als im Stehen zu fotografieren.

Florenz 95 (©)
Florenz – Arnobrücke

Von unten gegen den Himmel ergibt z.B. bei Statuen, Türmen etc. bessere Ergebnisse, als diese im Stehen abzulichten.

Sogenannte Blickführungslinien können dahin­ge­hend gut wirken, weil sie den Blick in das Bild erleich­tern, also quasi die Aussage des Bildes für den Kopf öffnen.

Ähnlich dem Vordergrund- Hintergrund-​Effekt, wenn nämlich der Hintergrund verschwimmt, wird das Eigentliche im Vordergrund heraus­ge­hoben. 

Die Rose von Florenz

Genauso ist eine Eckperspektive immer besser als gerade Linien und wenn man dann auch noch von unten foto­gra­fiert, kann dies schon etwas “majes­tä­ti­sches” haben.
Und wenn es dann auch noch Nacht ist, wird das Ganze dementspre­chend noch gesteigert.

Florenz – Piazza della Signoria – Neptunbrunnen

Wenn man eine Foto-​Session über eine Stadt macht, sind Stimmungsbilder wesent­lich wirkungs­voller, weil sie die Atmosphäre, die dort herrscht, besser einfangen können.

Das alles Entscheidende aber sind die Lichtverhältnisse.

Strahlender Sonnenschein ist nicht die Voraussetzung für gelun­gene Fotos, weil es hartes und plattes Licht ist.
Da ist Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangslicht wesent­lich besser, weil es “warmes” Licht ist.

Neapel – Molo Beverello

Wer Geduld hat, stelle sich einmal an einen Standpunkt (z.B. vor eine Kirche) und foto­gra­fiere immer dasselbe Objekt (die Kirche) zu verschie­denen Zeitpunkten.
Nach dem Sonnenuntergang ist die Folge :
Dämmerung, Blaue Stunde, Nachtblau, Nacht.

Ein Arbeiten mit klei­nerer Blende  kann einen Moment einfangen, der aussieht, als wäre es Dämmerung, obwohl noch klarer Tag ist.

Florenz – Santo Spirito

Bei Nachtfotos kommt man um ein Stativ nicht herum, wobei man natür­lich sich etwas  Zeit nehmen sollte – die Ergebnisse sollen ja (nicht nur für einen selbst) fruchtbar sein.

Florenz zur Blauen Stunde

Da ich bis vor Kurzem analog foto­gra­fierte und für mich die Situation vor Ort das Entscheidende ist (und nicht danach am Bildschirm), ist es ratsam, erst sich Gedanken zu machen, wie das Objekt am besten und aussa­ge­kräf­tigsten fest­zu­halten ist.
Dieses schult den Fotografischen Blick, sodass man nach einer gewissen Zeit gar nicht mehr lange über­legen braucht, sondern sofort sieht, was und vor allen Dingen wie man foto­gra­fieren sollte.

Adria 90 (FA) ©
Fano – Adria

Man kommt natür­lich nicht darum herum, von einzelnen Dingen viele verschie­dene Fotos zu machen, um daheim die besten auszusuchen.

Es gibt natür­lich Städte, wo man seinen Blick sehr gut schulen kann, so eine Stadt ist z.B. Venedig, die Stadt der qual­menden Kameras.
Die meisten Fotos, die ich gemacht habe seit 2007, habe ich bei meinen Aufenthalten in Venedig gemacht.
Beim Carnevale di Venezia kommt man, auch wenn man nur eine Woche da ist, bestimmt mit 1.000 Fotos heim – hier muss um jedes Foto gekämpft werden, ausserdem ist  in diesem Fall  Folgendes wichtig, nämlich die Kette…
                                       Kulisse - Maske – Pose.

Die Maske ohne störende Touristen aufzu­nehmen, ist sehr schwer, vor allem an den Knotenpunkten – man kommt also um eine sehr große Anzahl von Fotos nicht herum.

Carnevale di Venezia 2016

Das Ganze muss natür­lich auch etwas Spaß machen – für mich ist die Auswertung der großen Anzahl von Fotos daheim, immer eine Art Reprise der ganzen Reise.

* Alle in diesem Beitrag verwen­deten Fotos sind mit meiner analogen Minolta-​Kamera entstanden, die mich lange Jahre auf meinen Reisen begleitet hat. 

©herr­ro­thwan­dert­wieder, 2024