“Kunst und Garten”
Was ja immer wieder auffällt, ist die Fusion von Garten und Kunst, die einem an vielen Orten großer Schöpfungen begegnet.
Ob dies nun der Garten von Paul Cezanne in Aix-en-Provence ist, der Jardin Majorelle in Marrakesch, Monets Garten in Giverny, nördlich von Paris oder der Garten von Goethes Wohnhaus “Am Frauenplan” in Weimar, wo unser Goethe seinen botanischen Studie freien Lauf lassen konnte.
(Das Beitragsbild oben zeigt den Garten Goethes in Weimar)
Große Schöpfer erweitern ihr Schaffen in die Natur.
Genauso, wie sich viele Kreative zur Vollendung ihrer Werke in die Einsamkeit der Natur zurückziehen, um hier die Ruhe für die Fortführung oder Vollendung ihrer Werke zu finden.
Richard Wagner zog es 1846 nach Graupa östlich von Dresden und zu Wanderungen im Liebethaler Grund nahe der (heutigen) tschechischen Grenze, um seinen “Lohengrin” zu vollenden.
Giuseppe Verdi zog sich nicht nur auf sein erworbenes Landgut Sant´Agata, nord-westlich von Parma in Ober-Italien zum Schaffen zurück, sondern er bewirtschaftete dieses auch für lange Jahre bis zum Ende seines Lebens und es ist bis heute noch in familiärer Hand geblieben.
Genauso erwarb Picasso ein chateauartiges Kastell in der Provence östlich von Aix-en-Provence, um von hier das Bergkreuz des Montagne Sainte-Victoire, dem Hausberg von Aix , besser genießen zu können, was sein Vorbild Paul Cezanne oftmals malte.
Picasso nutzte das quadratische Schloß (Château de Vauvenargues) kaum als Atelier, wurde aber hier 1973 im Garten (!) beigesetzt.
Als letztes Beispiel sei das Bergdorf Sils Maria im Ober-Engadin und die Oberengadiner Seenlandschaft (Silser See) genannt, denn hier hielt sich kein geringerer als Fr. Nietzsche Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfach auf und ließ sich von der Landschaft und Spaziergängen um den Silser See zu seinen Schriften inspirieren und um Ruhe zum Schreiben zu finden.
Diese Beispiele zeigen, dass die Natur immer noch eines der Haupt-Inspirationsquellen großer Geister ist.
Nun haben ja nicht nur große Schöpfer einen Hang zu einem schönen Garten, sondern auch Liebhaber der Kunst und Kunst-Sammler.
Und so ein Kunstsammler und Kunstfreund war der Industrielle Louis Vouland, der genau wie Picasso 1973 starb.
Seine archaische Villa in der Rue Victor-Hugo im Nord-Westen der historischen Altstadt von Avignon beherbergt heute ein Museum…
…nämlich das Musée Louis Vouland.
Dieser schöne Stadtpalais unweit der voll erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer Avignons, beherbergt die Sammlung dekorativer Kunst, die dessen ehemaliger Besitzer Louis Vouland, der die Villa 1927 kaufte, im Laufe seines Lebens mit einer ausgeprägten Vorliebe für das 17. und 18. Jahrhundert zusammengetragen hatte.
Diese Sammlung ist seit 1982 der Öffentlichkeit zugänglich und beinhaltet auf mehreren Ebenen dieses herrschaftlichen Hauses viele Kunstschätze, die einem Besucher zeigen, mit welcher Leidenschaft ein nicht unbemittelter Mäzen sich ein eigenes Museum einrichten kann.
Kommoden, Beistellmöbel, Sitzmöbel aus der Hand der großen Kunstschreiner aus dem Zeitalter Ludwigs XV. und Ludwigs XVI., Steingut und Porzellan, Keramikwerke, Goldschmiedekunst, Uhrmacherei, Wandteppiche und Gegenstände aus dem Alltagsleben, bezaubern den Besucher, der sich in der Privatsphäre des Herrenhauses, dem Luxus und der Raffinesse vergangener Zeiten wiederfindet.
Eine neue Sammlung mit Werken von regionalen Künstlern, insbesondere Vertretern der Schule von Avignon Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, fügen einen provenzialischen Anstrich hinzu.
Von allem schon fast geblendet, kommt beim Wandeln durch das Vouland-Museum das Beste erst zum Schluss.
Denn hinterrücks fügt sich diesem Herrenhaus eine parkartige Gartenanlage an, die einem beim Heraustreten aus den saalähnlichen Räumen das Gefühl gibt, dass die Kunst hier eine Erweiterung in die Natur vollzieht.
Der Garten zeigt nicht nur eine Pflanzenpracht von besonderer Schönheit, sondern auch Skulpturen, kleine Brunnen und eine Büste des ehemaligen Hausherren.
Mein emotionales Reisegedächtnis hinterließ noch etwas anderes, was man wieder einmal als eine gute Idee einstufen kann.
Anfang Oktober des Jahres 2014 herrschten in Avignon sommerliche Temperaturen.
Man hatte die gute Idee, hier im anfangenden Gartenbereich eine Anzahl von Liegestühlen aufzustellen – man konnte sich also in die strahlende Sonne legen und diese Fusion von Garten und Kunst auch aus der liegenden Perspektive mit dem Blick ‘gen Himmel genießen.
Das nennt man Service, die Kunstschätze eines passionierten Sammlers, einen herrlichen Garten, traumhaft schönes Wetter und dann zurückgelehnt in der Sonne liegen.
Somit zeigt sich, dass die Kunst und die Natur auch gut zum Verweilen benutzt werden können.
Eine weitere gute Idee ist für die Kunst- und Kultur-Interessierten in Avignon beachtenswert.
Denn ein sogenannter “Avignon-Pass” lässt einen in fast allen Museen zu stark ermäßigten Preisen eintreten.
Beim ersten Museum bekommt man diesen “Pass” und zahlt noch den vollen Eintrittspreis, bekommt dann aber einen Stempel und bei allen weiteren Besuchen anderer Häuser purzeln die Eintrittspreise bis zu 50% herunter.
Dies animiert den Besucher Avignons auch Museen aufzusuchen, die ihn nicht unbedingt so sehr interessieren und lassen eine größere Menge von Besuchern auch die kleineren Häuser aufsuchen.
Was lernen wir daraus :
“Die Natur ist ohne Kunst denkbar,
die Kunst aber nicht ohne die Natur”
* Musée Louis Vouland
17 Rue Victor Hugo, 84000 Avignon, Frankreich
(https://www.vouland.com/)
* Touristic Office Avignon
eich
(www.avignon-tourisme.com)
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* sh. auch meine Bilder-Galerie :