Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis,
das Unzulängliche, hier wird’s Ereignis,
das Unbeschreibliche, hier wird es getan,
das Ewigweibliche zieht uns hinan.
(Goethe, Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832)
Wie man unschwer erkennen kann, hatte unser Goethe immer gute Ideen…
Vergänglich – Unzulänglich – Unbeschreiblich…Ewigweiblich.
Es dreht sich somit alles um das Weib und um den Eros.
Ein unendliches Thema um Liebe, Leidenschaft, Verzweifelung, Verrat, Rache, Wahn.
Schon Richard Wagner gibt ja in Bezug auf seinen Tannhäuser wieder, dass jede Frau einen Teil Hexe, Hure und Heilige besitzen würde…und jeder Mann einen Teil Tannhäuser.
Die erotische Symbolik dieses Werkes (Tannhäuser) ist schon immens und grenzt an Pornografie, was in damaligen Zeiten ja nicht so einfach war, dieses durch die Zensur zu bekommen – was Wagner auch nicht schaffte, denn erst sollte das Werk ja “Der Venusberg” heißen, aber da dieses zu vaginal erschien, musste der Meister es abändern.
So kam er zu dem Titel “Tannhäuser und der Sängerstritt uf Wartburg”.
Aber um Wagners Umbruchswerk soll es hier ja nicht wieder gehen, sondern eher um unsern Goethe und einen weiteren großen Komponisten, Pianisten und Dirigenten.
…ein genialer Pianist
FRANZ LISZT ist ja eher als genialer Pianist bekannt, allerdings komponierte er auch einige Symphonien und einzelne kleinere Symphonische Dichtungen.
…ein Frauenheld
Wie man wissen sollte, war ja Franz Liszt ein großer Frauenheld und bei seinen Konzerten lagen ihm die Frauen (angeblich) zu Füßen, welchem Mann gefällt dies nicht.
Er verkehrte immer in höheren Kreisen in Rom, Budapest, Weimar und Bayreuth.
Und aus so einer Beziehung entstammte ein uneheliches Kind, nämlich die spätere zweite Gattin Richard Wagner und Festspielleiterin der Bayreuther Festspiele nach Wagners Tod.
Cosima Wagner war als uneheliche Tochter von Gräfin Marie d’Agoult (geborene de Flavigny) und von Franz Liszt entsprossen.
Wie man an diesem Beispiel sieht, gab es so etwas auch damals schon, nicht nur in unserem Zeitalter.
Der Griff zur heiligen Dichtung
Um bei der Kunst zu bleiben, machte sich Liszt bei seinen symphonischen Ergüssen auch an gewisse schon zu Grundthemen gewordene Personen und Thema heran – denn neben der Dante-Symphonie gibt es auch die Faust-Symphonie.
Dieses 70minütige Werk ist aufgeteilt in vier Teile.
Drei Charakter-Bilder (Faust, Gretchen und Mephisto) und einen finalen Chor mit Goethes Vers des Ewigweiblichen.
Hier will der Komponist die drei Hauptfiguren des Faust musikalisch porträtiert.
Nach den drei Charakterbildern und vor allem zum Ende des Mephistopheles klingt alles aus mit dem 7minütigen Chor und den symbolträchtigen oben zu lesenden Zeilen Goethes.
Liszt schrieb sein Werk 1854 und es konnte erstmals 1857 in Weimar aufgeführt werden. Liszt dirigierte bei der Première selbst.
Auch Wagner wollte eine Symphonie auf das Thema Faust schreiben, was allerdings nicht über eine Ouvertüre (Eine Faust-Ouvertüre) hinaus ging, weil Richard Wagner kein Symphoniker war und ist und diese Ouvertüre zählt eher zu den unbedeutenderen Schöpfungen Wagners.
…ein Universalgenie
Franz Liszt war ein Universalgenie und ein Wunderkind, der weit über den Rahmen des damals Bekannten hinaus ging, er hatte auch eine Art Schule mit Anhängern, die sich an seine Anweisungen zu halten hatten, bzw. danach spielte und von ihm lernten, um selbst große Pianisten zu werden.
Man mag es kaum glauben, aber im Alter von 54 Jahren empfing Liszt in Rom die niederen Weihen und trug fortan den Titel Abbé, so eine Art Geistlicher mit priesterlicher Erscheinung.
Diese Künstlerpersönlichkeit war damals eine der schillernsten Personen in den Musikläden und in den höheren Kreisen der Gesellschaft.
Also gläubig schien er trotz unehelichem Kind auch gewesen zu sein.
Große Schöpfer sind ja immer gut für Überraschungen.
Wie man dem Foto unten entnehmen kann, ließ ich es mir nicht nehmen, bei meinem Besuch in Liszt Villa in Bayreuth in Jahre 2003 einmal meine Hand auf den Flügel des großen Pianisten und Komponisten zu legen und mich so fotografieren zu lassen.
Hierbei zieht mich nicht das Weibliche an, sondern das Klavier, an dem Richard Wagner und Franz Liszt spielten und (angeblich) auch Wagners “Parsifal” einstudierten.
Das Klassik-Label NAXOS bietet ja eine Unmenge an Aufnahmen zu erschwinglichen Preisen. Neben der Dante-Symphonie auch die besprochene Faust-Symphonie.
Franz Liszt – “Eine Faust Symphonie” Drei Charakterbilder mit finalem Chor
Naxos – Konzerthalle der Akademie der Musik Budapest 1994
https://www.naxos.com/
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