Bar Cash in Marrakesch (Dez. 2016)

Wo der Dirham rollt”  oder
“Chaos am Platz der Gehängten”

Wer einmal in Marrakesch war, der weiß, dass dort nicht nur ein totales Chaos herrscht, sondern auch der Rubel rollt, bzw. der Dirham kullert.

Der Menschenschlag in dieser Gegend ist ja der “Händler”.
Wir Deutschen sind gewöhnt, wenn etwas 10 € kostet, auch 10 € auf den Tisch zu blät­tern – ohne wenn und aber.
In Marrakesch und in der Arabischen Welt gibt es aller­dings keine bzw. nur wenige Festpreise.

Das heißt, wenn man in eines der unzäh­ligen Taxis steigt, geht es erst einmal ans Handeln.
Da die öffent­li­chen Verkehrslinien inner­halb der Stadt eher nicht ratsam sind, sollte man auf die alten Mercedes 220D zurück­greifen, die einen durch das Gewühl des Verkehrs an den gewünschten Ort bringen.
Klingt gut, klar – so soll es ja auch sein…doch läuft das hier ein biss­chen anders, als im heimi­schen Deutschland.
Denn hier wird erst einmal über den Preis der Fahrt gehan­delt und darauf sollte man sich auch einstellen und nicht sofort den genannten Preis hinblättern.

…please bring me to…, how much did it cost?”
“Fifty Dirham!” -
kurzes Schweigen…
“No my friend, that is to much!”
“Let us say fourty…”
Nachdenkliches Schweigen, knis­ternde Ruhe.
“…no fourty-​five…”
Angespannte Stimmung.
“Ok, lets drive…”
Kurze Erleichterung.

Nach dieser 20 minü­tigen Debatte geht es dann endlich los.

Leichte innere Spannung meiner­seits – am Ziel zücke ich einen Fünfziger (zur Info 5,00 €), doch die Debatte geht weiter …

“…ok friend, I also bring you home for seventy Dirham all together!”
“No, no … never, I only want to drive to here and not back!”
Auge in Auge und wieder leicht erregte Stimmung.
“Ok, I give you fifty…, but not Euro, only Dirham!”

Doch eher erleich­tert, steigt man aus dem Mercedes und fragt sich, wie die Karre durch den TÜV kommt (?).

An diesem Beispiel sieht man, dass man es in diesem Landstrich doch mit geschickten Händlern zu tun hat, die sehr clever sind und trotzdem im Rahmen des Legale bleiben, wenn man hier von legal reden kann.

…wohin des Weges ?

Mein 8tägiger Aufenthalt in einem Riad direkt in der Medina (Altstadt) von Marrakesch hat mir gewisse Tricks vor Augen geführt und gezeigt, wie man dagegen angehen sollte.

Mein Riad hatte noch eine (relativ) güns­tige Lage, denn der “Platz der Gehängten” (Djemaa el-​Fna ), einer der größten Garküchen der Arabischen Welt, war zur Fuß (wie sonst?) in ca. 20 Minuten erreichbar, aber nur, wenn man den Weg genau kennt.
Und da fangen die Probleme an.
Ein “Stadtplan” ist hier eher ein unnö­tiges Requisit, denn wenn man mit einem Plan planlos in der Hand herum­irrt, z.B. am ersten Tag, ist dies ein Zeichen für geschickte Einheimische, oftmals Kinder, dass ein Opfer naht.
Die männ­li­chen Jugendlichen sehen alle gleich aus, leicht dunkle Haut, dunkel­braune Augen, Segelohren und kurz gescho­rene Haare – bei einer Identifizierung wäre man aufgeschmissen.

Wenn nämlich diese jungen Geschöpfe merken, dass man etwas sucht, kommen sie sofort näher und versu­chen als erstes heraus­zu­be­kommen, welche Sprache man spricht oder woher man kommt – sie beherr­schen Englisch, Französisch und teil­weise auch Deutsch, und dies gar nicht so schlecht.
Sie bieten sich als “Führer” an und am Anfang glaubt man dies auch noch – nur wollen sie einen nicht an das gewünschte Ziel führen, sondern “arbeiten” mit anderen zusammen, die irgend­etwas in der Nähe betreiben – Gastronomie, Shops oder ähnli­ches, die auf Touristen ange­wiesen sind.

Das heißt, man will geschickt sein Opfer hier hinein­lo­cken, und nicht zu dem von ihm gewünschten Ziel, ganz schön clever und dreist.

Medina von Marrakesch

Dies ist aller­dings nicht alles, was einem in dieser leben­digen Metropole passieren kann.
Wenn man verzwei­felt (in den Abendstunden) den Weg zu seinem rettenden Riad sucht, hat man immer die “Blagen” hinter sich, die versu­chen zu erfragen, in welchem Riad man wohnt.
Wenn man es dann unter deren Führung mit klop­fendem Herzen erreicht hat, will man natür­lich Geld dafür…

Was eine noch geschick­tere Variante ist, ist das “Dazwischenschummeln”.
Wenn man sich vom Hotel zu einem nahe liegenden Abfahrplatz für Sammeltaxis begibt, um eine externe Sehenswürdigkeit aufzu­su­chen, wird man schnell ange­spro­chen, wo man denn hinwolle und dann tut derje­nige so, als wenn er der Fahrer des Taxis wäre und dass er die Aufgabe habe, einen abzu­holen und zum Sammeltaxi zu bringen.
Am Platz zeigt sich schnell, dass derje­nige gar nichts mit dem Sammeltaxi oder dem Betreiber zu tun hat, sondern sich nur dafür ausge­geben hat, und dreist die Hand aufhält.

Der Jemaa el-​Fna (“Platz der Gehängten”) ist das Handels- und Chaos-​Zentrum Marrakeschs.
Es wimmelt nur so von Händlern, Schlangenbeschwörer, Wahrsager, Schuhputzer, Zauberkünstler, Akrobaten und unzäh­ligen mehr.

01-b

Nun versucht man einen Trick, der auch meis­tens bei Touristen klappt. Man hängt zum Beispiel dem Opfer einfach eine Schlange um den Hals, ohne dass man dieses gewünscht hat, und will ihn (mit seinem Apparat) als schöne Erinnerung fotografieren.
Wenn das geschehen, dann geht es ans Bezahlen – man steht leicht geschockt da, weil man ja gar nichts von der eigenen Seite wollte, sondern einem die Schlange einfach um den Hals gelegt worden ist.

Aus Anstand (oder Verzweiflung) drückt man denje­nigen den gewünschten Geldschein in die Hand und zieht erleich­tert von dannen.

Genauso ist es mit den als Wasserverkäufern getarnten bunt geklei­deten Herren mit großen Hüten.
Wenn sich z.B. ein Ehepaar nähert, setzt einer der nichts­ah­nenden Frau seinen Riese-​Hut auf und die anderen stellen sich schön für ein Foto in Pose neben die Dame.
Ist ja für ein Erinnerungsfoto noch ganz lustig, doch dann kommt natür­lich für das Aufsetzen des Hutes die “Rechnung”…
Der Trick ist also der, dass man etwas bekommt, ohne dass man es wollte und dafür bezahlen muss, was die meisten auch tun.

Das Zentrum des Handelns

Die oftmals recht traurig rein­bli­ckenden kleinen Jungens mit einem Tablett voll Plätzchen in der Hand, lassen das Herz einer jeden älteren Dame weich werden, die dann auch ein Plätzchen kauft.
Hierbei werden natür­lich die Plätzchen nicht aus Spaß verkauft, sondern man ist darauf angewiesen.
Tut einen ja auch Leid, aber wenn man hier jedem helfen will, steht man schnell selber hier und verkauft Plätzchen.

Berber-​Viagra

Der Trubel in den Souks ist kaum beschreibbar.
Hier wird (fast) alles ange­boten, nur ist es kaum möglich stehen zu bleiben, ohne dass man die Gefahr eingeht, in den jewei­ligen Shop hinein­ge­lockt zu werden und dies schon oftmals sehr aufdringlich.


Dieses trübt ein wenig den Aufenthalt, denn wir als Deutsche sind es ja gewöhnt, zu bummeln und sich alles in Ruhe anzusehen.

Davon sollte man sich aller­dings einen Aufenthalt in der Stadt der roten Mauern nicht verderben lassen – gut ist eben nur, dies vorher zu wissen, um nicht darauf hereinzufallen.

Da kann man nur eins sagen :

                                     “Salem aleikum”

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*sh. Fotogalerie Marrakesch :

Marrakesch


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