“Isolationshaft mit Schopenhauer und Karl May”
Ich hatte mir schon immer Gedanken darüber gemacht, welche Literatur ich mitnehmen könnte, wenn ich einmal für längere Zeit ins Gefängnis müßte (?)
Kann natürlich sein, denn es gibt nichts, was es nicht gibt…
Ist natürlich schwer zu sagen, bei strenger Isolationshaft wird es sicher nicht einfach sein, eine Lektüre eigener Wahl sich in den Knast schmuggeln zu lassen.
“Na, was wollen Sie haben, Karl May, Schopenhauer oder Mein Kampf?”
“Tja, das ist nicht ganz so einfach”.
Den Lügenbaron, die Bibel der Weltenverneinung oder das Werk des Führers (?)
Also sagen wir einmal, es gäbe noch gewisse Freiheiten, dass die Tat also nicht so böse war, dass man also noch gewisse Auswahlmöglichkeiten hätte.
“Mein Kampf” hatte ich vor einigen Jahren für 90 € an einen Händler bei Regensburg verkauft.
Schopenhauer ist in meinem innersten Zirkel, insgesamt habe ich ca. 8.000 Seiten von ihm gelesen, alleine das Hauptwerk dreimal.
Und Karl May ?
Erst vor kurzem habe ich begonnen, das nachzuholen, was ich damals nach der Konfirmation nicht geschafft hatte, ich habe mir den ganzen Orient-Zyklus von Karl May über Internet günstig bestellt und lese jetzt einen Karl May nach dem anderen.

Gut kostümiert
Ein Aufenthalt hinter Gittern wäre eine gute Gelegenheit Karl May einmal auszudehnen.
Denn alle 62 Bände beinhalten sagen und schreibe 24.800 Seiten.
Dann kann ich ja ruhig ein paar Jahre in den Knast gehen und weiss, dass ich immer etwas zu lesen habe.
Auch wenn es draußen regnet oder es nichts zu essen gibt, kann man es sich gemütlich machen mit Kara Ben Nemsi, Hadschi Halef Omar und Sir Lindsay.
Wenn man jetzt auch nur oberflächlich den Lebensweg des Autors (Karl May) kennt, weiss man, dass er in frühen Jahren für kleinere Straftaten im Gefängnis gesesssen hat.
Und dort soll er schon gewisse Ideen für lange Zeit später entstandenen Werke gehabt haben, die ja erst in gewissen Zeitschriften ausschnittsweise erschienen sind, bevor sie in Buchform herausgebracht wurden.
Also hat das Gefängnis für Karl May und seine Werke auch eine gewisse Bedeutung.
“Mein Kampf” ist ja, wie man wissen sollte, in Landsberg am Lech auch im Gefängnis entstanden, wo Hitler und andere Getreue einsaßen.
Dort diktierte der spätere “Führer” die Lektüre dem Kampfgenossen Hess.
Hierin wurden die Grundmanifeste späterer Aktionen bereits festgelegt.
Wenn man jetzt versucht, das “Buch” zu lesen, bekommt man Schwierigkeiten den “Wort-Salat” zu verstehen, dass es später das Buch der Deutschen werden sollte, ist kaum zu verstehen, vielleicht hat es damals auch kaum einer wirklich gelesen, doch es musste in jedem Haushalt im Regal stehen.
Was Schopenhauer betrifft, soll man ja nur jede Zeile von ihm lesen und keine über ihn, eine Regel, die ich auch bis heute eingehalten habe.
Dadurch ist mir nicht bekannt, ob Schopenhauer jemals im Knast gesessen hat (?)
Er war ja standorttreu und unter (fast) jedem Werk steht der Name einer Stadt, und das ist Frankfurt a. Main.
Aber, dass er seine Werke dort hinter Gittern geschrieben hätte, kann ich mir nicht vorstellen.

Wenn man nun zu der Ausgangsfrage zurückkommt, bleibt ja nun nur ein Werk übrig, was nicht hinter Gittern geschrieben oder erdacht worden ist, und dies ist Schopenhauers “Bibel der Weltenverneinung” , sein Hauptwerk, was er ein Leben lang immer wieder erweitert und ergänzt hat und was es heute auch in zwei Bänden gibt.

Es kann einen schon fesseln, dadurch ist es wahrscheinlich für eine Lektüre in Unfreiheit gar nicht so schlecht, man ist dann ja zweifach gefesselt, einmal im Knast und dann durch Schopenhauers Werk.
Vielleicht merkt man beim Lesen und Studieren dann gar nicht mehr die Unfreiheit der Zellenwände.
Dieses war ja auch bei den beiden anderen Autoren der Fall, bei Karl May waren seine Diebstähle ja nur Jugendsünden und Hitler und Kollegen waren ja auch nach 9 Monaten wegen guter Führung wieder auf freiem Fuß, um ihre Ideen, die sie schriftlich festgehalten hatten in die Tat umzusetzen.
Trotzdem würde es gar nicht so einfach sein, die Frage zu beantworten, welche Lektüre man nun doch haben möchte, wenn man einige Zeit unter Dach und Fach ist …?
Vielleicht im ersten Jahr Karl May als Anfang, dann im zweiten Jahr Schopenhauer als Hoffnungsträger und zum Ende hin um wieder entlassen zu werden “Mein Kampf”.
Dann kann man danach vielleicht auch seine Ideen in die Realität umsetzen…


