ITALIEN war schon immer ein Sehnsuchtsland der Deutschen, und nicht nur der Deutschen.
Man greift allerdings immer gerne auf den ersten “Italienreisenden” zurück, und der kam aus Deutschland, nämlich J.W.v.Goethe, der eineinhalb Jahre von 1786 bis 1788 Italien durchstreifte und dies als seine “Wiedergeburt” bezeichnete.
Allerdings gab es auch noch einige andere, die sich an das damals nicht einfache Unternehmen machten, ein Land wie Italien von Norden nach Süden zu durchstreifen.
Da so etwas damals eine Seltenheit, eine Herausforderung und auch ein gewisses Abenteuer war, ist es natürlich gut, dass die meisten darüber etwas in Buchform der Nachwelt hinterlassen haben.
Durch den Sight-Seeing-Charakter heutiger Italienreisen, wo man nur ein Flugzeug besteigen muss und eine Stunde später am Ziel ist, können sich viele gar nicht mehr vorstellen, unter welchen Bedingungen man damals “reiste”, als es ausser Schiffen nur Vetturine (Fortbewegungsmittel bestehend aus einem Sitz, 2 Rädern und einem Maulesel) gab.
Kurz vor der Etablierung der Eisenbahn blieb einem wagemutigen Reisenden nichts anderes übrig, als das Ganze zu Fuss zurückzulegen, was bei den Temperaturen in Italien oftmals nicht ganz einfach gewesen sein muss.
Ein gutes Beispiel ist Gottfried Seume, der in nur 9 Monaten 1801–1802 von Leipzig aus ganz Ober- und Mittel-Italien mit dem Ziel Neapel fast ausschliesslich zu Fuss zurücklegte.
Neapel war für viele ein Hauptziel, weil man von dort mit dem Schiff schon damals regelmäßig nach Sizilien kam.
Trotzdem hatte Seume als Hauptziel Syracus und durchstreifte Sizilien nicht wie Goethe quer durch von Westen nach Osten, sondern umrundete Sizilien von Palermo beginnend fast ganz an den Küsten entlang.
Er hinterliess das Ganze auch in Buchform.
Viele dieser Lektüren lesen sich wie Abenteuer-Romane und sind wesentlich aufschlussreicher, als Reiselektüren der heutigen Zeit.
Einer der Hauptgründe ist natürlich der, dass das Ganze aus der Sicht von damals noch ganz anders aussah, als heute, wo alles durch den Massen-Tourismus geprägt ist.
Ich habe 10 exemplarische Beispiele ausgewählt mit der jeweiligen Buchangabe und der Reiseroute des mutigen Reisenden, denn Mut musste man damals (und auch oft heute) zu einem solchen Projekt schon haben.
* Johann Wolfgang v. Goethe (1786–88)
* Karl Philipp Moritz (1786–88)
* Johann Gottfried v. Herder (1788–89)
* Johann Gottfried Seume (1801–02)
* Stendhal (Marie-Henri Beyle) (1817)
* Heinrich Heine (1827–28)
* Fanny Lewald (1845–46)
* Charles Dickens (1844–45)
* Ferdinand Gregorovius (1852–75)
* Hippolyte Taine (1864)
(die Jahreszahlen beziehen sich auf den Zeitraum der Reise)
* Johann Wolfgang v. Goethe (Reiseroute)
hin :
Karlsbad – München – Mittenwald – TRIENT – Torbole/Malcesine (Lago di Garda) – VERONA – Vicenza – PADUA – VENEDIG
Ferrara – Cento – BOLOGNA – Loiano – Giredo – PERUGIA – Terni – Civita Castellana – ROM (1. Aufenthalt)
Velletri – Fondi – St. Agata – NEAPEL (1. Aufenthalt) – Pompeji
Seeweg hin : PALERMO – Alcamo (Segesta) – Castelvetrano – Sciacca – AGRIGENT – Caltanisetta – CATANIA – Taormina – Messina
her :
Seeweg her : Messina – Capri – NEAPEL (2. Aufenthalt)
NEAPEL – Fondi – Velletri – ROM (2. Aufenthalt)
ROM – Frascati – SIENA – FLORENZ – BOLOGNA (2. Aufenthalt) – Modena – Parma – Piacenza – MILANO (Mailand) – Como (Lago di Como) – Carvagnana…
Literatur :
“Italienische Reise” (Verlag C.H.Beck München 1981, 748 S., 40 Abbildungen, ISBN 13 : 978–3406552496)
Kommentar :
Goethes “Italienische Reise” ist ein Klassiker unter der Italien-Literatur und ein Buch für die Insel.
Goethe hat seine 18monatige Reise als eine Art “Wiedergeburt” angesehen – genauso sind seine euphorischen Schilderungen aller Kunstdenkmäler, Bauwerke, Kunstwerke und der Landschaft – das Kritische fällt unter den Tisch.
Goethe zieht es sowohl hin, als auch retour magnetisch nach ROM, dadurch bleiben einzelne (auch bedeutende) Städte mit eher kurzen Aufenthalten auf der Strecke.
Das Werk liest sich fließend, ist sehr abenteuerlich und hat einen großen Anhang mit Erläuterungen, Korrespondenz und einen Bericht über den Römischen Karneval.
* Karl Philipp Moritz (Reiseroute)
hin :
VERONA – Mantua – BOLOGNA – Rimini – San Marino – Pesaro – Fano – Senigallia – ANCONA – Loreto – Macerata – Tolentino (Abruzzen) – Foligno – ROM
ROM – Frascati – Velletri – Terracina – Fondi – Mola – St. Agathe – Capua – Aversa – NEAPEL (Capri, Sorrent, Pompeji, Pozzuoli)
her :
NEAPEL – Fondi – Velletri – ROM (2. Aufenthalt) – Tivoli – Monte Rosi – Ronciglione – Viterbo – Lago Bolsena (Volsinium, St. Lorenzo) – Aquapendente – FLORENZ – BOLOGNA (2. Aufenthalt) – Ferrara – Rovigno – PADUA – VENEDIG – Padua – Mantua – VERONA (2. Aufenthalt) – Trient…
Literatur :
“Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis 1788”
(Die Andere Bibliothek 2013, 693 Seiten, ISBN : 978–3847703372)
Kommentar :
Moritz hatte es nicht leicht – er wurde schon immer als kleiner “Bruder” von Goethe bezeichnet und dann ein Italienbuch zu schreiben, ist schon kein einfaches Unterfangen. Moritz schildert (in einer Art von Brief-Form) hauptsächlich die Wege, die er größtenteils zu Fuß zurückgelegt hat und die bedeutenden Städte, zwar nicht so euphorisch wie Goethe, aber oftmals sehr lebendig (vor allem vom Alltagsleben in größeren Städten).
Die beiden Bücher (Goethe und Moritz) habe ich zweimal gelesen – Goethe erscheint immer etwas frischer, das liegt wahrscheinlich daran, dass er (Goethe) es in Begeisterung geschrieben hat.
Was mein Herz als gelernter Schriftsetzer (auf den ersten Blick) höher schlagen läßt, ist die Aufmachung des Werkes (Schuber, Lesefaden, Fotos).
Auf den zweiten Blick sehe ich einiges etwas nüchterner, zum Beispiel sind die unzähligen (schwarz-weiss) Fotos wild im Buch verstreut und eher primitive Urlaubsfotos. Ein Makel, den man sicher hätte besser machen können. Ein umfangreicher informativer Anhang und der Foto-Nachweis ergänzen das Buch.
Es ist ratsam es nicht neu zu kaufen, sondern gebraucht, da es den hohen Preis nicht wert ist.
Man kann abschließend sagen, dass Moritz’ Werk mit seinen Postkarten-Idyll ja auch sehr gut als Ergänzung zu Goethes Werk angesehen werden kann.
* Johann Gottfried v. Herder (Reiseroute)
hin :
WEIMAR – Erfurt – Gotha – Meiningen (Thüringen) – Coburg – Bamberg – Erlangen – Nürnberg – Augsburg – Füssen – INNSBRUCK (AT) – Bozen – Trient – Rovereto – VERONA – Mantua – Modena – BOLOGNA
BOLOGNA – Faenza – Rimini – Cattolica – Pesaro – Fano – Senigallia – ANCONA (Marken) – Loreto – Recanati – Macerata
Folignio – Spoleto – Terni- Citta Castellana (Umbrien) – ROM (1. Aufenthalt) – NEAPEL
her :
NEAPEL – ROM (2. Aufenthalt) – Siena – Pisa – FLORENZ – BOLOGNA (2. Aufenthalt) – Ferrara – VENEDIG – Padua – Vicenza – VERONA (2. Aufenthalt) – Mantua – Guastalla – Parma – Piacenza (Emilia Romagna) – Pavia
MILANO – Trient – INNSBRUCK (AT) – München – Regensburg – Nürnberg – WEIMAR
Literatur :
“Italienische Reise : Briefe und Tagebuchaufzeichnungen 1788/89”
(C.H.Beck München 1989, 739 Seiten, ISBN : 3–406-33688–0)
Kommentar :
Herders “Italienische Reise” gibt es als solches gar nicht.
Das Buch besteht ausschließlich aus Briefen und Tagebucheintragungen.
Als Goethe wieder im Heimatland ist, bricht Herder auf – er grenzt sich auch in seinem Denken klar von Goethe ab. Er betrachtet die antike Kunst mit anderen Augen, als wir es von Goethe kennen. In Herders Kunstverständnis steht die antike Skulptur und Plastik als Zentrum seiner Ästhetik. Für ihn sind sie reines Menschentum – edel, rein, gross, hoch …
Immer wieder klingt verdeckte Erotik an. Sein Italien-Aufenthalt trägt auch geistige Früchte, da sie seinen Ausbau einer Humanitätsphilosophie bestärkt.
Seine Vorstellung vom Menschen und der humanen Persönlichkeit nehmen in seinen Schriften einen großen Stellenwert ein – Goethe sieht eher die Kunst und die Architektur, während Herder alles auf das Humane sublimiert. Das Buch ist schwer zu lesen, da es kein durchfließender Text (in Kapiteln aufgeteilt) ist, sondern eine ungeheure Anzahl von Einzelteilen (Briefen, Tagebuch), die man als Leser im Kopf fusionieren muss.
* Johann Gottfried Seume (Reiseroute)
hin :
LEIPZIG – Dresden – Prag – Wien – Graz
TRIEST – VENEDIG – Padua – BOLOGNA – Rimini – Pesaro – ANCONA – Macerata – Tolentino – Foligno – Spoleto – ROM – NEAPEL
Seeweg nach Sizilien :
PALERMO – Termini – Sutera – Campo Franco – Aragona – AGRIGENT – Palma – Licata – Gela – Caltagirone – Palagonia – Lentini – Augusta – SYRAKUS (Siracusa)
her :
SYRAKUS – Catania – Taormina – MESSINA – Cefalu – PALERMO (II.)
Seeweg retour :
Capri – Salerno – Pompeji – NEAPEL (II.) – Aversa – Capua – Terracina – Fondi – Velletri – ROM (II.)
ROM – Ronciglione – Viterbo – Montefiascone – Bolsena – Aquapendente – SIENA – Florenz – BOLOGNA (II.) – Modena – Reggio – Parma – Piacenza – Lodi – MAILAND – Sesto – Lago Maggiore – Varone – Megadino – Bellizona (CH) – Ayrolles – St. Gotthard – Altdorf (Vierwaldstätter See) – LUZERN – Zug (Zuger See) – ZÜRICH – Schaffhausen (Rheinfall) – BASEL – Besancon (FR) – Auxonne – Dijon – Auxerre – PARIS – Nancy – Mainz (DE) – Frankfurt a.M. – Fulda – Weimar – LEIPZIG
Literatur :
“Spaziergang nach Syrakus”
(Rütten&Loening Verlag Berlin 1989, 577 Seiten, ISBN : 3–352-00250–9)
Kommentar :
Seume hat für die damaligen Verhätnisse bei seinem “Spaziergang” eine Leistung vollbracht, die noch heute unvorstellbar ist.
Die oben illustrierte Strecke legte Seume in nur 9 Monaten zurück (Goethe brauchte das doppelte), und dies fast ausschliesslich zu Fuß mit einem Seeweg nach Sizilien.
Jeder, der da sagt oder meint, “… das kann doch gar nicht sein!”, der lese dieses Buch, was einst in 2 Büchern herausgegeben worden ist.
Sein Autor (Seume) schildert die Kunstschätze nicht mit Euphorie oder Begeisterung wie andere, sondern er zeigt auch die Missstände, Armut, Bedrohung durch Räuber, schlechte Gasthäuser, Schwierigkeiten bei der Passkontrolle etc., wie man sie in Reiseführern der damaligen (und der heutigen) Zeit bestimmt nicht finden wird.
Wenn man Italien in dem Ausmaß durchquert, ist es natürlich sehr gut, beides zu sehen, das Positive und das Negative.
Somit erkennt man an den Schilderungen die Entwicklung der jeweiligen Stadt etc., ob zum Guten hin oder zum Schlechten hin.
Ein gutes Beispiel ist Syrakus (was ja Seumes eigentliches Ziel war), die einst größte und mächtigste Stadt Siziliens.
Mit einem Bild von früher in der Hand, sagte ein Einheimischer zu Seume : “Das waren wir und das sind wir …”
Dieses kann man ja auf sehr viele Städte der heutigen Zeit übertragen.
Ich habe das Buch zweimal gelesen, auch aus dem ganz einfachen Grunde, weil ich einige Strecken, die Seume damals zurückgelegt hat, selber zu Fuß erwandert habe.
Einen besseren Vergleich von damals und heute kann man kaum finden.
* Stendhal Marie-Henri Beyle (Reiseroute)
hin :
Berlin – München – MAILAND – Pavia – Piacenza – Reggio nell’Emilia – Samoggia – BOLOGNA – Pietra Mala – FLORENZ – Castelfiorentino – Volterra SIENA – Torrinieri – Acquapendente – Bolsena (Lago di Bolsena) – ROM – Velletri – Terracina – Capua – NEAPEL (Ischia, Pompeji)
her :
NEAPEL – Gaeta – ROM (II.) – Perugia (Umbrien) – FLORENZ (II.) – BOLOGNA (II.) – Ferrara – Imola – Cesena – Rimini – San Marino- Pesaro – Urbino (Marken) – ANCONA – Pesaro – Rovigno – PADUA – Battaglia Therme
VENEDIG – MAILAND (II.) – Lago d. Como – Riva – Monticello – Lago Maggiore – Genf (CH) – Lausanne – Frankfurt a.M.
Literatur :
“Reise in Italien. Rom – Neapel – Florenz”
(Diederichs-Verlag 1996, 443 Seiten, ISBN-13 : 978–3424013214)
Kommentar :
Stendhal alias Marie-Henri Beyle war ein Schriftsteller mit einer blühenden Fantasie und er schrieb sehr abwechselungsreiche Werke (Liebesromane, Rossini-Biographie, Italien-Buch).
Durch diese Fantasie sind gewisse Dinge anzumerken.
Erst einmal beschreibt Stendhal in seinem Italienbuch Gegenden, wo er niemals war (Kalabrien), was von ihm frei erfunden worden ist – darauf weist allerdings der Herausgeber des Buches im Vorwort hin. Es ist schon lustig zu lesen, wenn man weiss, dass der “Reisende” hier gar nicht war. Genauso ist seine Begegnung mit Rossini frei erfunden – vielleicht hat er davon geträumt.
Auf der anderen Seite zeigt dies natürlich die starke Fantasie des Autors, die man als Schriftsteller ja auch haben muss.
Ausserdem weicht er vom eigentlichen Thema oftmals zu stark ab und schildert seine Liebschaften (ob sie nun stimmen oder nicht), gesellschaftliche Situationen der damaligen Zeit, rauschende Bälle und Feste, Kritik an der Politik – alles ganz lustig, aber auch ins Schmalzige abgleitend.
Eine Karte mit der Route zu erstellen war nicht einfach, da man ja die freien Erfindungen des Herrn Stendhal weglassen muss.
Wenn man bei der richtigen Route bleibt, erkennt man trotzdem auf der Rückreise an der oberitalienischen Ostküste eine starke Zick-Zack-Linie.
Dieses weist auch auf den Inhalt des Werkes hin, wo der Autor immer wieder auf die Liebschaften aus den Logen von Theater eingeht und daran festhält. Ein ziemliches Rauf und Runter.
Eines ist der Nachwelt dennoch geblieben, nämlich das sogenannte “Stendhal-Syndrom”. Hierbei handelt es sich um einen panikattackenartigen Zustand, der durch eine Reizüberflutung entsteht, nämlich als Stendhal in Florenz fast in Ohnmacht gefallen wäre, als er die Kunstschätze dort sah.
Dies kann ich nachvollziehen, allerdings dahingehend, dass ich bei meinem Florenzbesuch 2014 fast in Ohnmacht gefallen wäre, als ich die Preise dort sah.
* Heinrich Heine (Reiseroute)
hin/her :
MÜNCHEN – Innsbruck – Trient – VERONA – Brescia – MAILAND – Marengo – GENUA – Livorno (Toskana) – Lucca – FLORENZ
Literatur :
“Reisebilder”
(Schünemann-Verlag Bremen 1981, 847 Seiten, ISBN-10 : 3735000908)
Kommentar :
Heines “Italienreise” ist ein Teil seiner Reisebilder.
Das zu besprechende Werk umfasst alle Teile von Heines Reisebildern, wobei sogar einzelnen Gedichte erscheinen.
Es ist mit herkömmlichen Reisebüchern nicht vergleichbar, bei denen der Autor sich mit den jeweiligen Orten beschäftigt, schweift Heine bei seinen Schilderungen oft ab, wobei man Schwierigkeiten hat, noch einen Zusammenhang zum eigentlichen Thema zu knüpfen.
Er geht mehr auf die damalige Zeit und die damaligen gesellschaftlichen Schichten ein, was sich auf nicht enden wollenden Seitenzahlen hinauszieht.
Seitenlang lässt er sich über Literaturkritiker, Zensoren, Juristen etc. aus.
Die Erlebnisse seiner Reise kommen nur leicht an die Oberfläche, dass man es gar nicht merkt, wenn man in seinen unendlichen Wort-Schwallungen versunken ist.
Mir ist immer noch nicht klar, ob er die Route auch retour gereist ist – ausserdem war es nicht einfach überhaupt eine Route zu skizzieren ohne anderweitige Informationsquellen heranziehen zu müssen.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich noch nie für Heinrich Heine habe begeistern können, nur wer unter dem Aspekt an das Buch herangeht, hier ein Italienbuch zu finden, wie bei den anderen hier erwähnten Autoren, wird enttäuscht, was ich dann auch war – ich habe es zwar gelesen, aber hätte es auch mir sparen können.
* Fanny Lewald (Reiseroute)
hin :
Schweiz – Vevey (CH) – Genfer See – Simplon Pass – Domodossola …
Stresa – Sesto Calende (Lago Maggiore) – MAILAND – Pavia – Vogheta -
Novi – GENUA
GENUA – Rivieradi Levante – Chiavari – Siestri – LaSpezia (Ligurien) – Sarzana – Carrara – Lucca – FLORENZ
FLORENZ – Arezzo – Lago Trasimeno – Perugia – Assisi – Spello ‑Spoleto – Terni (Umbria) – ROM
ROM – Albano – Terracinna – Fondi – Gaeta – Capua – NEAPEL
NEAPEL – Castellammare – Sorrent – Capri – Ischia
Seeweg Sizilien (hin): PALERMO
her :
Seeweg Sizilien (her):
PALERMO – Elba – Livorno – Pisa – FLORENZ (II.) – BOLOGNA – VENEDIG – Schweiz – Innsbruck…
Literatur :
“Italienisches Bilderbuch”
( Rütten & Loening-Verlag Berlin 1983, 486 Seiten)
Kommentar :
Es war ja zu der Zeit kein einfaches Unternehmen durch ganz Italien zu reisen. Aber als Frau war und ist dies ja schon fast unvorstellbar.
Das dieses geht, zeigt Fanny Lewald, eine Vorkämpferin der Frauenbewegung, vor deren Leistung man den Hut ziehen muss.
Diese Reiseerzählung ist zwar oft als typische Bildungslektüre hingestellt worden, doch sie ist viel mehr.
Die Autorin berichtet nicht nur sehr informativ über die Städte ihrer Reise, sondern sie geht auch auf Themen ein, die oftmals wesentlich mehr über die Menschen und deren Sitten zeigen.
Sie beschreibt in einem zeitlosen und freiherzigen Ton, was in vielen anderen Büchern über das Thema Italien zu kurz gekommen ist.
Volksleben, Karneval, Lotto, Bettler, Straßenleben in Metropolen (Genua).
Dies alles bringt ein Sittengemälde mit starkem Wahrheitsgehalt ans Tageslicht, wodurch es sich wirklich lohnt dieses Buch mehrfach zu lesen.
Ein kurzer und knapper Anhang ist informativ und rundet das Ganze ab.
Fanny Lewalds Buch (und auch ihr Reisemut) hebt sich von vielen anderen Autoren ab.
* Charles Dickens (Reiseroute 1. Reise)
hin :
PARIS – Lyon – Avignon – MARSEILLE – Seeweg – GENUA
GENUA – Seeweg – Nizza – Landweg – San Remo – Genua
GENUA – Piacenza – Parma – Modena – BOLOGNA – Ferrara – Verona – VENEDIG
her :
VENEDIG – Verona (II.) – Mantua - Bozzolo – Cremona – Lodi – Mailand – Lago de Como – Lago Maggiore – Domodossola – Genfer See (Vevey) – Basel – Straßburg – PARIS
* Charles Dickens (Reiseroute 2. Reise)
hin :
PARIS – Lyon – Avignon – MARSEILLE - Seeweg – GENUA
GENUA – Landweg – LaSpezia – Carrara – Pisa – Livorno – Siena – Aquapendente – Viterbo – ROM
ROM – Albano – Terracina – Fondi – Itri – Capua – NEAPEL
NEAPEL – Seeweg : Procida/Capri/Ischia
NEAPEL – Landweg : Vesuv – Herculaneum – Pompeji
NEAPEL – Landweg : Torre del Greco – Castellammare – SORRENT
Seeweg : Neapel
her :
NEAPEL – Capua – Germano (Monte Cassino) – Valmontone – ROM (II.)
ROM – Frascati – Tivoli – Terni (Umbria) – PERUGIA – Castiglione del Lago (Lago Trasimeno) – Arezzo – FLORENZ – GENUA
GENUA – Mailand – Comer See – St.Gotthard – Schweiz
Literatur :
“Italienische Reise” (Societäts-Verlag Frankfurt 1968, 334 Seiten, ISBN : 3–7973-0378–5)
Kommentar :
Charles Dickens hatte leicht ausserhalb von Genua eine Villa gemietet, die er gegen eine Wohnung in der Altstadt von Genua tauschte.
Wie man oben sehen kann, besteht seine Italienreise aus zwei Reisen, weil der Autor zwischenzeitlich nach London zurückkehrte, um die Herausgabe eines seiner Werke zu überwachen.
Dies allein zeigt schon, wie wichtig Dickens sein Werk war – dementsprechend werden die Eindrücke von seinen Reisen auch sicher in seine kommenden Werke eingeflossen sein.
Die Reise in die Städte der Emilia Romagna unternimmt er mit einem Freund – es sind eher Besichtigungsreise, deren Beschreibung nüchterner ausfallen.
Der Besuch von Venedig kommt ihm wie eine traumhafte Vision vor, wie ein unirdisches Meerwunder – diesen Eindruck imaginiert Dickens symbolisch mit den Ideen aus seinen eigenen Werke, demgemäß fällt auch die Beschreibung der Lagunenstadt in diesem Italienbuch aus – nämlich wie ein Traum. Desweiteren sieht der begeisterte Dickens aber auch den Schmutz der Städte, die Probleme der damaligen Landwirtschaft und das qualvolle Arbeiten in den Steinbrüchen von Carrara.
Er nimmt an Festen kleinerer Leute teil und ist somit “mittendrin”, was gut für seinen Schreibstil ist.
Die Beschreibung der Aufenthalte ausserhalb von Italien (Frankreich, Schweiz) fallen natürlich kürzer aus, trotzdem finden sie eine Platz in dem Buch. Die Bescheibung Genuas, welches als Wohnort Dickens eine Prioritätenstellung einnimmt, fällt umfangreicher aus und ist bei einem geplanten Genuabesuch der heutigen Zeit sicher interessant.
Das Buch gehört nicht unbedingt zu den absoluten Muss-Bücher zu diesem Thema, aber ganz unter den Tisch fallen lassen, sollte man es auf keinen Fall. Es gibt zwar ein Nachwort, aber keinerlei Anhang mit erweiterten Erläuterungen oder Ortsregister.
Einige wenige humorvolle Stiche ergänzen das lesenswerte Buch.
* Ferdinand Gregorovius (Aufenthalte 1852–75)
Die Abfolge ist nach der Reihenfolge der Einzelteile innerhalb des Werkes angeordnet.
RAVENNA (1863) FLORENZ (1856) Elba (1852)
ROM (1861–64)
– Rignano – Civita Castellana – Borghetto – Otricoli – Terni – Spoleto – Foligno – Spello – Perugia – Todi (Latium – Umbrien / 1861–64)
Lago di Bracciano (Latium / 1870)
ROM (1853) Subiaco (1858)
CAMPAGNA (1858)
– Anagri – Alatri – Ferentino – Frosinone – Veroli
– Volskerberge (1860)
– Genazzano – Valmontone – Segni
ABRUZZEN (1871)
– L’Aquila – Popoli – Tagliacozzo
– Veroli – Casamari – Isola Sora – Arpino – Arce – Aquino – S.Germeno
LIRIS TAL (1859)
Küste LATIUM (1854)
– Latina – Nettuno – Anzio – Cap d. Circe
CAP d. CIRCE ( 1873)
CASERTA (Kampanien 1866)
NEAPEL (1853)
– Vesuv – Pompeji – Monta Somma
– Arcerra – Nola – Nocera
AMALFIKÜSTE (1853)
– Salerno – Vetri – Cetara – Majori – Minori – Atrani – Ravello
CAPRI (1853)
BENEVENTO (Kampanien / 1874–75)
LUCCERA (Apulien)
– Caserta – Benevent – Foggia
MANFREDONIA (Apulien / 1874)
– Monte Gargano (1874)
ANDRIA (Apulien / 1874–75)
– Ruvo – Bisceglie – Corvato
CASTEL del MONTE (Apulien / 1875)
LECCE (1875)
TARANTO (Tarent – Apulien / 1874–75)
PALERMO (Sicilia / 1854)
– Monreale – Segesta- Castel Vetrano
AGRIGENT (1855)
– Segesta – Selinunte – Mont Eryx (1886)
SYRAKUS (1855)
Literatur :
“Wanderjahre in Italien” (C.H.Beck 1997, 886 Seiten, ISBN : 3–406-4203–7)
Kommentar :
Das fast 900seitige Werk ist eine Pflichtlektüre aller Italienliebhaber.
Dieses klassische Italienbuch hat bis heute nichts von seiner Frische eingebüßt.
Stets geht der Autor vom persönlichen Erleben einer Landschaft und ihrer Menschen aus und läßt alles somit aufs eindringlichste lebendig werden.
Gregorowius ist ein ungeheurer Kenner der italienischen Geschichte.
Sein persönliches Aufsuchen von Orten und Stätten läßt seine Erlebnisse dort mit deren Geschichte verschmelzen.
Oftmals lesen sich die Beschreibungen von Orten und Baudenkmäler wie ein Geschichtsbuch. Seine Kenntnisse sind fundiert – zu der Insel Elba z.B. beschreibt der Autor Napoleons Verbannung nach Elba.
Man kann das Werk nicht kategorisieren und es passt als solches eigentlich nicht in die Liste der Routen durch Italien, weil Gregorovius sich häufiger, auch an einem Stück, in Italien aufhielt.
Durch seinen ausgedehnten Schreibstil läßt der Autor tote und lebende Bilder vor dem Auge des Lesers spielen.
Gregorovius reist mit offenen Augen (nicht immer zu Fuß) und kommentiert das Geschehen seiner Zeit – die 32 Artikel zeigen die Bandbreite und den Horizont des Dargestellten.
Alles wird durch 27 Illustrationen aufgelockert.
Ein Mammutwerk, was nur denen empfohlen ist, die sich tiefergreifend nicht nur mit dem Ort, sondern auch dessen Geschichte auseinandersetzen wollen.
* Hippolyte Taine (Reiseroute)
hin :
Marseille – Seeweg hin – Civitavecchia (von Karte oben abweichend) -
ROM – Pozzuoli – NEAPEL (Landweg Küste) – Castellammare – SORRENT – Pompeji / Herkulaneum – Neapel
her :
NEAPEL – Capua – ROM (Landweg)
ROM – Albano – Ariccia – Genzano – ROM
ROM – Narni (Umbrien) – PERUGIA - Assisi – Perugia – Chiusi – SIENA – Pisa – FLORENZ – Pistoia – BOLOGNA – Ravenna – VENEDIG – Verona – Mailand – Monza – Como (Lago di Como) – Varese – Laveno – Lago Maggiore – Simplon-Pass (Alpen)
Literatur :
“Reise in Italien” (Düsseldorf, Diederichs-Verlag, 1967, 28 Abb. nach zeitgenössischen Stahlstichen. 375 S.)
Kommentar :
Taine ist ein französischer Philosph, Historiker und Kritiker an verschiedenen französischen Zeitschriften und vor allem Kunstliebhaber – dies alleine zeigt die Bandbreite des Autors. Das Werk reiht sich in die klassischen italienischen Reiseschilderungen der damaligen Zeit ein, als man noch gemächlich zu reisen verstand und sich somit dem Erlebten gesammelt hingab. Die Briefform der einzelnen Kapitel weisen eine Frische auf, was zeigt, dass der Autor alles noch unter dem Eindruck stehend, festgehalten hat (Kunst – Landschaft – Menschen).
Mehrfach zeigt sich bei kulturhistorischen Schilderungen der Historiker.
Das 370 Seiten Werk ist in einem durch zu lesen wie ein Roman und man kann, ähnlich wie bei Fanny Lewald, die Reise gut nachvollziehen.
Die von mir empfohlenen Ausgabe ist leicht gestrafft, da man der Meinung war, dass Taine sich bei gewissen Themen (z.B. Besuche von Museen) zu stark ausgelassen habe.
Da kann man natürlich geteilter Meinnung sein – es wäre sicher nicht uninteressant, die gesamten Beschreibungen vor sich zu haben, wenn es dem Leser zu umfangreich erscheint, kann er es ja überspringen – eine derartige Beschneidung des Werkes ist nicht sinnvoll. Trotzdem ist das Buch mit seinen 28 Abbildungen, auch wenn es keinen Anhang besitzt, fliesend interessant geschrieben und man sollte es bei einer größeren Anzahl von Italienliteratur (der damaligen Zeit) nicht hintenanstehen lassen.
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