“Rimini – Pesaro – Fano”
Nachdem meine Route an der Amalfiküste 2012 durch starke Überflutung von Touristen getrübt war, hatte ich mir als Alternative 2014 die Adriaküste vorgenommen.
Man kennt ja die Seebäder, die schon in den frühen 50ger Jahren vor allem neben Italienern, Engländer, auch von Deutschen als Urlaubsziel geschätzt wurden.
Dies ist ja oft auf alten Postkarten dokumentiert.
RIMINI ist da ein Extrembeispiel – ich lies allerdings Rimini von Bologna mit der Bahn kommend links liegen und setzte in CATTOLICA an.
Genau durch den Hafen von Cattolica geht die Grenze der beiden Regionen Emilia Romagna und Marken.
Von den 20 Regionen, die Italien aufzuweisen hat, gibt es ja einige, die manche kaum kennen, die Region MARKEN gehört dazu.
Auch wenn Marken eher unbekannt ist, muss man bedenken, dass hier zwei große italienische Komponisten her stammen, nämlich Spontini und Rossini, von dem später die Rede sein wird.
Diese Tour war in 2 Etappen geplant und sollte durch den Naturpark
Parco Naturale Monte San Bartolo
gehen, der immer der Küste entlang führt und weniger touristisches Aufkommen haben soll, als die Amalfiküste.
Aus dem Bahnhof von Cattolica kommend, geht es rechterhand Richtung Süd-Osten über die SP44 (Strada Provinciale) direkt zum Naturpark.
Schon am Bahnhof erkannte ich Gewitterwolken über mir – es war früher Mai…
Der Naturpark hat einzelne kleine Dörfer, Pensionen, Zeltplätze…
Die Straße (Panoramica Adriatica) führt allerdings nicht immer direkt an der Küste entlang, sondern geht auch von ihr weg, wenn man an einzelnen Aussichtspunkten direkt an den Klippen ist, hat man bei gutem Wetter einen Blick bis Kroatien.
Das türkisfarbene Wasser erinnerte mich an meine Aufenthalte auf
Capri im Golf von Neapel.
Ein Vorankommen stellt hier im Parco Naturale kein Problem dar, kaum Autos, einzelne Radfahrer, für die die Strecke auch empfehlenswert ist – somit waren die 28 km der ersten Etappe eher ein Spaziergang, aber ein geruhsamer.
Vom Begriff Monte sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn ein Aufstieg ist kaum zu spüren.
Ich hatte mir kurz vor meinem Start einen Schrittzähler gekauft, der sehr nützlich ist, was die Kilometer, Minuten und Schritte betrifft und womit man am Ziel genau prüfen kann, wieviel man geleistet hat.
Auf der Strecke nach Fiorenzuola di Forcara zogen hinter mir Gewitterwolken auf und ich ging immer schneller und das Gewitter zog hinter mir her…Bei der Strecke hat man einen Dreifach-Effekt zu beobachten, den ich noch nicht häufig erlebt habe – man hat an vielen Stellen einen herrlichen Blick aufs Meer, auf der anderen Seite kommt man immer wieder ins Landesinnere und drittens durchläuft man traumhaft schöne und ruhige Orte und Dörfer.
Die Panoramastrasse wird nach 25 km leicht abschüssig, bis sich einem der Blick eröffnet über PESARO.
PESARO war das erste Ziel, die Heimat des großen Komponisten Gioacchino Rossini, wodurch hier alles geprägt ist und noch heute Jahr für Jahr ein sehr bekanntes Rossini-Festival im kleinen Theater der Stadt stattfindet.
Über einzelne abschüssige Haarnadelkurven gut (und trocken) im Vorort-Gebiet von Pesaro angekommen.
Pesaro besitzt einen nicht unbedingt schönen Brunnen mit einer Kugel, der alle Postkarten ziert und der war mein Ziel und Stop für die erste Etappe.
Na, ja … 28 km und 320 Minuten ... kein unbedingter Rekord, aber darum ging es hier gar nicht.
Einen Naturpark muss man natürlich genießen und nicht rekordmäßig durchlaufen, dieses kam im Jahr danach.
Sofort in eines der unzähligen Hotel mit dem obligatorischen Spruch : “Do you have a room for me …” – es war zwar kein Stundenhotel, aber doch eher ein Billigquartier.
Als ich unter der Dusche stand, hörte ich, wie draußen das Gewitter tobte, was mir allerdings zu dem Zeitpunkt egal war.
Es war ja (Gott sei Dank) noch keine Saison und als ich am späten Nachmittag die Promenade abschritt, zeigte sich mir der Charakter dieser Adria-Orte.
Das Schöne ist immer vom Meer weg (was ja auch aus früheren Zeiten der eigentliche Ort war), im Strandbereich und mit Nähe zum Wasser, wird alles immer hässlicher.
Hochbunkerartige Hotels, Tennisplätze, Billig-Restaurants ohne Ende…
Ich kam mir an dem Abend wie in einer Geisterstadt vor, weil bei den meisten Hotels die Fenster mit Zeitungspapier zugeklebt waren und alles leer erschien – die Saison hatte ja noch nicht begonnen.
Was muss hier los sein, wenn Hoch-Saison ist ?
Nach einer unruhigen Nacht, war ich froh, als am nächsten Morgen die Sonne wieder schien.
So schaute ich mir Pesaro dann doch noch etwas näher an, und zwar das Pesaro, was vom Strand her weg liegt.
Pesaro hat doch den Charme einer kleinen Adria-Stadt behalten mit den schmalen Gassen und Plätzen, dem Teatro Rossini und dem Geburtshaus Rossinis (Casa Natale).
Durch meinen Bezug zum Werke Richard Wagner ist Pesaro schon ein interessanter Punkt auf der Wagner-Europakarte, denn Verdi war ja zu damaliger Zeit nicht der Kontrahent Wagners, sondern Rossini.
Zwei Punkte muss man gesehen haben in Pesaro, wenn man sich für das Kulturelle interessiert, das Geburtshaus Rossinis und das kleine Theater (Teatro Rossini).
Es gibt schon gewisse Städte, die sind hauptsächlich von einer Person geprägt und Pesaro zählt dazu.
Was mir noch abschließend wieder einmal auffiel, war, dass es Städte gibt, die durch Neubauten gestört sind, das heißt, dass eine Mixtur entsteht von alten Gebäuden und irgendwelchen neuen oftmals unschönen Bauten, dies sollte in der nächsten Stadt nicht der Fall sein.
Nach der Besichtigung des Casa Natale di Rossini setzte ich meinen Weg fort, um die 2. Etappe zu beginnen.
Die Strecke von Pesaro nach FANO war nach meinen Schätzungen ca. 10 km, also viel zu kurz für einen Tag, deshalb machte ich mich auch erst gegen Mittag wieder auf den Weg.
Die Struktur der Landschaft lies nur ein Fortkommen direkt am Strand zu, da parallel dazu die Eisenbahnlinie und die Straße führt und dahinter ein stark ansteigender gebirgiger Höhenzug liegt.
Das war auch nicht schlimm, denn es war ja keine Saison, somit mußte ich nicht über Badeurlauber steigen.
Als solches auch eine neue Erfahrung, wie es ist, wenn man 10 km an einem Strand entlang läuft, was sich dann als durchaus positiv erwies, der Blick in Meeresrichtung (ohne Touristen und Badende) war schon beruhigend und von der Realität entfliehend, und das sollen solche Wanderungen ja auch sein – nicht nur Höchstleistungssport.
Das eher unbekannte Fano hätte ich nicht gesehen, wenn ich die Tour abgebrochen hätte, was ich durch das schlechte Wetter in Pesaro schon überlegt hatte.
Denn hier aß ich nicht nur das beste Eis meines Lebens, sondern Fano bietet das, was ich in Pesaro zum größten Teil vermisst hatte.
FANO ist wiederum geprägt durch eine Person, diesmal keinen Komponist, sondern ein Politiker, nämlich Kaiser Augustus, ob natürlich Augustus beim Bau von Fano mit Hand angelegt hat, ist fraglich.
Trotzdem hat Fano eine wunderschöne historische, gut erhaltene zusammenhängende (!) Altstadt, vom Strandbereich sollte man allerdings (wieder einmal) Abstand nehmen.
Neben erhaltenen Teilen der ehemaligen Stadtmauer steht die Skulptur des Kaiser und durch ein Stadttor kommt man in einen Traumort mit Gassen, einem Platz (Piazza XX Settembre), natürlich mit einem Brunnen, was ja in italienischen Städte oftmals, vor allem für die Abendstunden, sehr reizvoll ist.
Dies erinnerte mich an das Panorama von Verona, was man immer wieder sehen kann.
Es war ein gefundenes Fressen für meine Kamera, die mich ja schon einige Reisen begleitet hat.
Dann kam wieder das Obligatorische “…do you have a room ?” in einem leicht zurückliegenden Hotel direkt an einer Stadtmauer, was das ganze positiv abrundete.
Wie schon erwähnt, wollte ich mir ein Eis holen (“una gelato…”).
So viel Mühe hat sich noch kein Verkäufer von Eis gemacht, mir das kommende schmackhaft zu machen, mit selbst hergestellten Waffel und dahinschmelzenden Eis…
Es zeigte wieder, wie wichtig doch ein netter Verkäufer ist, auch wenn das Eis leicht teurer war, als im heimischen Deutschland, habe ich es genossen.
Die abendlichen Stunden waren ein Traum und rundeten meine Adria-Wanderung gelungen ab – als solches auch eine Stadt für Phase 1 einer Liebe, es muss ja nicht immer Venedig sein. Wären Rossinis Eltern vor seiner Geburt doch 10 km weiter die Adria herunter gezogen.
Was lernen wir daraus :
“Das Schöne ist nicht unbedingt da, wo man es vermutet”
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* sh. auch meinen Beitrag über den Ort Fano an der Adria :
* weitere Fotos zum Parco Naturale San Bartolo in meiner Bildergalerie :
*weitere Fotos Fano in meiner Bildergalerie Italien :
*weitere Fotos Pesaro in meiner Bildergalerie Italien :