Die Adria runter (Mai 2014)

                          Rimini – Pesaro – Fano”

Nachdem meine Route an der Amalfiküste 2012 durch starke Überflutung von Touristen getrübt war, hatte ich mir als Alternative 2014 die Adriaküste vorgenommen.
Man kennt ja die Seebäder, die schon in den frühen 50ger Jahren vor allem neben Italienern, Engländer, auch von Deutschen als Urlaubsziel geschätzt wurden.
Dies ist ja oft auf alten Postkarten dokumentiert.

RIMINI ist da ein Extrembeispiel – ich lies aller­dings Rimini von Bologna mit der Bahn kommend links liegen und setzte in CATTOLICA an.
Genau durch den Hafen von Cattolica geht die Grenze der beiden Regionen Emilia Romagna und Marken.
Von den 20 Regionen, die Italien aufzu­weisen hat, gibt es ja einige, die manche kaum kennen, die Region MARKEN gehört dazu. 
Auch wenn Marken eher unbe­kannt ist, muss man bedenken, dass hier zwei große italie­ni­sche Komponisten her stammen, nämlich Spontini und Rossini, von dem später die Rede sein wird.
Diese Tour war in 2 Etappen geplant und sollte durch den Naturpark 

                    Parco Naturale Monte San Bartolo

gehen, der immer der Küste entlang führt und weniger touris­ti­sches Aufkommen haben soll, als die Amalfiküste.
Aus dem Bahnhof von Cattolica kommend, geht es recht­erhand Richtung Süd-​Osten über die SP44  (Strada Provinciale) direkt zum Naturpark.

Benvenuti – Wilkommen

Schon am Bahnhof erkannte ich Gewitterwolken über mir – es war früher Mai…
Der Naturpark hat einzelne kleine Dörfer, Pensionen, Zeltplätze…
Die Straße (Panoramica Adriatica) führt aller­dings nicht immer direkt an der Küste entlang, sondern geht auch von ihr weg, wenn man an einzelnen Aussichtspunkten direkt an den Klippen ist, hat man bei gutem Wetter einen Blick bis Kroatien.
Das türkis­far­bene Wasser erin­nerte mich an meine Aufenthalte auf
Capri im Golf von Neapel.

Türkisfarbenes Wasser

Ein Vorankommen stellt hier im Parco Naturale kein Problem dar, kaum Autos, einzelne Radfahrer, für die die Strecke auch empfeh­lens­wert ist – somit waren die 28 km der ersten Etappe eher ein Spaziergang, aber ein geruhsamer.
Vom Begriff Monte sollte man sich nicht abschre­cken lassen, denn ein Aufstieg ist kaum zu spüren.
Ich hatte mir kurz vor meinem Start einen Schrittzähler gekauft, der sehr nütz­lich ist, was die Kilometer, Minuten und Schritte betrifft und womit man am Ziel genau prüfen kann, wieviel man geleistet hat.

Gewitterwolken

Auf der Strecke nach Fiorenzuola di Forcara zogen hinter mir Gewitterwolken auf und ich ging immer schneller und das Gewitter zog hinter mir her…Bei der Strecke hat man einen Dreifach-​Effekt zu beob­achten, den ich noch nicht häufig erlebt habe – man hat an vielen Stellen einen herr­li­chen Blick aufs Meer, auf der anderen Seite kommt  man immer wieder ins Landesinnere und drit­tens durch­läuft man traum­haft schöne und ruhige Orte und Dörfer.

Die Panoramastrasse wird nach 25 km leicht abschüssig, bis sich einem der Blick eröffnet über PESARO.

PESARO war das erste Ziel, die Heimat des großen Komponisten Gioacchino Rossini, wodurch hier alles geprägt ist und noch heute Jahr für Jahr ein sehr bekanntes Rossini-​Festival im kleinen Theater der Stadt stattfindet.
Über einzelne abschüs­sige Haarnadelkurven gut (und trocken) im Vorort-​Gebiet von Pesaro angekommen.
Pesaro besitzt einen nicht unbe­dingt schönen Brunnen mit einer Kugel, der alle Postkarten ziert und der war mein Ziel und Stop für die erste Etappe.
Na, ja … 28 km und 320 Minuten ... kein unbe­dingter Rekord, aber darum ging es hier gar nicht.

Fontana La Sfera a Grande – Pesaro

Einen Naturpark muss man natür­lich genießen und nicht rekord­mäßig durch­laufen, dieses kam im Jahr danach.

Sofort in eines der unzäh­ligen Hotel mit dem obli­ga­to­ri­schen Spruch : “Do you have a room for me …” – es war zwar kein Stundenhotel, aber doch eher ein Billigquartier.
Als ich unter der Dusche stand, hörte ich, wie draußen das Gewitter tobte, was mir aller­dings zu dem Zeitpunkt egal war.
Es war ja (Gott sei Dank) noch keine Saison und als ich am späten Nachmittag die Promenade abschritt, zeigte sich mir der Charakter dieser Adria-Orte.
Das Schöne ist immer vom Meer weg (was ja auch aus früheren Zeiten der eigent­liche Ort war), im Strandbereich und mit Nähe zum Wasser, wird alles immer hässlicher.
Hochbunkerartige Hotels, Tennisplätze, Billig-​Restaurants ohne Ende…
Ich kam mir an dem Abend wie in einer Geisterstadt vor, weil bei den meisten Hotels die Fenster mit Zeitungspapier zuge­klebt waren und alles leer erschien – die Saison hatte ja noch nicht begonnen.
Was muss hier los sein, wenn Hoch-​Saison ist ?
Nach einer unru­higen Nacht, war ich froh, als am nächsten Morgen die Sonne wieder schien.

Piazza del Popolo – Pesaro

So schaute ich mir Pesaro dann doch noch etwas näher an, und zwar das Pesaro, was vom Strand her weg liegt.
Pesaro hat doch den Charme einer kleinen Adria-​Stadt behalten mit den schmalen Gassen und Plätzen, dem Teatro Rossini und dem Geburtshaus Rossinis (Casa Natale).
Durch meinen Bezug zum Werke Richard Wagner
ist Pesaro schon ein inter­es­santer Punkt auf der Wagner-​Europakarte, denn Verdi war ja zu dama­liger Zeit nicht der Kontrahent Wagners, sondern Rossini.
Zwei  Punkte muss man gesehen haben in Pesaro, wenn man sich für das Kulturelle inter­es­siert, das Geburtshaus Rossinis und das kleine Theater (Teatro Rossini).

Casa Natale di Rossini

Es gibt schon gewisse Städte, die sind haupt­säch­lich von einer Person geprägt und Pesaro zählt dazu. 
Was mir noch abschlie­ßend wieder einmal auffiel, war, dass es Städte gibt, die durch Neubauten gestört sind, das heißt, dass eine Mixtur entsteht von alten Gebäuden und irgend­wel­chen neuen oftmals unschönen Bauten, dies sollte in der nächsten Stadt nicht der Fall sein.
Nach der Besichtigung des Casa Natale di Rossini setzte ich meinen Weg fort, um die 2. Etappe zu beginnen.

Die Strecke von Pesaro nach FANO war nach meinen Schätzungen ca. 10 km, also viel zu kurz für einen Tag, deshalb machte ich mich auch erst gegen Mittag wieder auf den Weg.
Die Struktur der Landschaft lies nur  ein Fortkommen direkt am Strand zu, da parallel dazu die Eisenbahnlinie und die Straße führt und dahinter ein stark anstei­gender gebir­giger Höhenzug liegt.
Das war auch nicht schlimm, denn es war ja keine Saison, somit mußte ich nicht über Badeurlauber steigen.

Mare Adriatico

Als solches auch eine neue Erfahrung, wie es ist, wenn man 10 km an einem Strand entlang läuft,  was sich dann als durchaus positiv erwies, der Blick in Meeresrichtung (ohne Touristen und Badende) war schon beru­hi­gend und von der Realität entflie­hend, und das sollen solche Wanderungen ja auch sein – nicht nur Höchstleistungssport.
Das eher unbe­kannte Fano  hätte ich nicht gesehen, wenn ich die Tour abge­bro­chen hätte, was ich durch das schlechte Wetter in Pesaro schon über­legt hatte.
Denn hier aß ich nicht nur das beste Eis meines Lebens, sondern Fano bietet das, was ich in Pesaro zum größten Teil vermisst hatte.

FANO ist wiederum geprägt durch eine Person, diesmal keinen Komponist, sondern ein Politiker, nämlich Kaiser Augustus, ob natür­lich Augustus beim Bau von Fano mit Hand ange­legt hat, ist fraglich.

Trotzdem hat Fano eine wunder­schöne histo­ri­sche, gut erhal­tene zusam­men­hän­gende (!) Altstadt, vom Strandbereich sollte man aller­dings (wieder einmal) Abstand nehmen.


Neben erhal­tenen Teilen der ehema­ligen Stadtmauer steht die Skulptur des Kaiser und durch ein Stadttor kommt man in einen Traumort mit Gassen, einem Platz (Piazza XX Settembre), natür­lich mit einem Brunnen, was ja in italie­ni­schen Städte oftmals, vor allem für die Abendstunden, sehr reiz­voll ist.
Dies erin­nerte mich an das Panorama von Verona, was man immer wieder sehen kann.

Es war ein gefun­denes Fressen für meine Kamera, die mich ja schon einige Reisen begleitet hat.
Dann kam wieder das Obligatorische “…do you have a room ?”  in einem leicht zurück­lie­genden Hotel direkt an einer Stadtmauer, was das ganze positiv abrundete.
Wie schon erwähnt, wollte ich mir ein Eis holen (“una gelato…”).

So viel Mühe hat sich noch kein Verkäufer von Eis gemacht, mir das kommende schmack­haft zu machen, mit selbst herge­stellten Waffel und dahin­schmel­zenden Eis…
Es zeigte wieder, wie wichtig doch ein netter Verkäufer ist, auch wenn das Eis leicht teurer war, als im heimi­schen Deutschland, habe ich es genossen.

Mittelalterliche Stadtmauer

Die abend­li­chen Stunden waren ein Traum und rundeten meine Adria-​Wanderung gelungen ab – als solches auch eine Stadt für Phase 1 einer Liebe, es muss ja nicht immer Venedig sein.                                                                                                                                                                                             Wären Rossinis Eltern vor seiner Geburt doch 10 km weiter die Adria herunter gezogen.

Was lernen wir daraus :
           “Das Schöne ist nicht unbe­dingt da,                                                                         wo man es vermutet”

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sh. auch meinen Beitrag über den Ort Fano an der Adria :

Fano Adria (Mai 2014)


* weitere Fotos zum Parco Naturale San Bartolo in meiner Bildergalerie :

Parco Naturale San Bartolo (Adria)

*weitere Fotos Fano in meiner Bildergalerie Italien :

Fano (Adria)

*weitere Fotos Pesaro in meiner Bildergalerie Italien :

Pesaro (Adria)

(HerrRothWandert)

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