“40 km Amalfiküste”
Bei meinem zweiten Aufenthalt in NEAPEL ging es nicht nur um Neapel, sondern ich brauchte endlich eine größere Herausforderung.
Wer kennt nicht die Amalfiküste – die Amalfitana, den Weg der Götter ?
Schon in der 40ger Jahren für den Tourismus entdeckt – mehrere kleine Fischerdörfer, versteckte Buchten, sogar eine Grotte (Grotta di Smeraldo), tolle Ausblicke, einzelne Villen, schroffe Felsen, türkisblaues Wasser… an dies alles denkt man, wenn einem der Name Amalfiküste über den Weg läuft.
Der erste Aufenthalt in Neapel 2009 zählt bis heute zu den fünf besten Reisen, die ich je gemacht habe und dies musste natürlich 3 Jahre später wiederholt werden.
Nur weiss ja nun jeder, dass man schöne Dinge nicht wiederholen kann, doch da gibt es einen Trick, man fährt wieder an denselben Ort und macht einfach etwas anderes.
Es gibt kaum eine Stätte, wo soviele Möglichkeiten der Abwechselung bestehen, wie der Golf von Neapel.
Dadurch war 2012 nicht nur der Westteil von Capri dran, sondern als etwas “Neues” die…
A M A L F I K Ü S T E
Gut vorbereitet hatte ich mich auf die Strecke von SORRENT bis POSITANO eingestellt, was ca. 18–20 km ausmacht.
Den Weg über den Bergkamm zum Golf von SALERNO hatte ich mir auf drei verschiedene Arten ausgearbeitet.
Erst mit dem Schiff nach Sorrent – hier zeigte sich mir der oftmals doch grossstadtartigen Charakter dieser Küstenstadt – es ging also darum, Sorrent hinter sich zu lassen und die Richtung ‘gen Süden einzuschlagen.
Ich hatte leichte Probleme aus dem Gewühl von Sorrent zu kommen, obwohl ich sonst eigentlich nicht so große Orientierungsprobleme habe.
Welche der drei ausgearbeiteten Möglichkeiten ich genommen habe, ist schwer nachzuhalten, jedenfalls habe ich versucht die SS163 (Strada Statale) zu erreichen und beizubehalten.
An einem Haus auf der Strecke stand in Graffiti der Spruch …
“… tja…, dachte ich, wenn ich alle Sachen der letzten 10 Jahre nicht alleine gemacht hätte, dann hätte ich sie wahrscheinlich gar nicht gemacht.”
Auf dem Bergkamm bei CEPANO angekommen, hatte ich beide Golfe vor meinen Augen, den Golf von Neapel und den Golf von Salerno.
Ein Blick für die Götter – durch die Startschwierigkeiten in Sorrent hatte ich schon etwas Zeit verloren, trotzdem stieß ich dann bergab gehend auf die SS 145, was noch nicht die berühmte Amalfitana ist, doch bei SANT PIEDRO kam dann der Punkt, an den ich mich heute noch erinnere, denn dieser hat sich tief aus verschiedenen Gründen in mein emotionales Reisegedächtnis eingeprägt.
Denn hier stößt die SS145 auf die SS163 und an dieser Stelle steht auch ein trinkwasserspendener Hydrant, denn der Durst ist immer das schlimmste.
“Nun wird es göttlich” – dachte ich, das Ziel der Begierde ist gleich erreicht…
… war es auch – doch dann kam die Realität zurück, als ich nämlich den Müll sah, der die Küste heruntergeworfen worden war … tja hier fehlt halt der Gelbe Sack.
Vom Aufkommen von Autos, Bussen, Motorrädern ganz zu schweigen – um es kurz zu sagen, die Amalfitana ist hoffnungslos überlaufen/überfahren.
Es ist ein “Zwitter-Feeling”, auf der einen Seite die göttliche Küste, die einem wie in einem Traum vorkommt und auf der anderen Seite die negativen Aspekte…
Aber was lehrt uns das Leben, man muss die negativen Sachen ausklammern und nur das Schöne sehen, dass ist natürlich nicht immer so einfach, aber wegen dem Schönen bin ich ja hierhergekommen .…
Da trifft mal wieder eines meiner Zitate :
“Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, der ist dem Tode schon anheimgegeben.”
So schlimm wurde es dann doch nicht, aber hatte ich oftmals Schwierigkeiten, Fotos zu machen, ohne das Negative auszuklammern.
Die Strecke bis POSITANO, die ich mir vorgenommen hatte, war bereits um 14:30 Uhr geschafft, das “Land gewinnen” ist ja hier, wenn man vom Verkehrsaufkommen absieht, einfach … man braucht ja nur immer der Straße entlang zu gehen.
Nur zeigte sich hier vor Positano, dass die Amalfitana nicht nur die schönste Küstenstraße der Welt ist, sondern auch der schönste Parkplatz, denn alle Häuser hängen am Hang und haben keine Parkplatzmöglichkeiten, somit bleibt nichts anderes übrig, als die Autos oben auf der Straße stehen zu lassen.
POSITANO ist ein kleiner Ort, den jeder kennt, der sich mit Italien beschäftigt hat, die Häuser am Hang, kleiner Strand, kapellenartige Kirche, traumhafte Ausblicke …
Die schroffen Felsen scheinen mit viel Fantasie oftmals schon richtige charakteristische Gesichtszüge zu bekommen, allerdings nur mit Fantasie…die Götter schauen eben zu.
Ich hatte mir im Vorfeld meiner theoretischen Vorbereitungen schon in Positano eine Pension ausgesucht mit dem Namen Pension Maria Luisa , der Name meiner Mutter, denn der habe ich so manche Reise zu verdanken.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich meinen Schrittzähler noch nicht, aber ich musste die 18 km erreicht haben – es fiel mir nicht schwer, die Übernachtung im mütterlichen Quartier aufzugeben (meine Mutter wird es mir verzeihen) und meinen Fuss auf der “Straße der Götter” weiterzubewegen.
Die folgenden Orten Laurito, Praiano, Conca dei Marini weisen alle den gleichen Charakter auf und stammen alle aus frühen Zeiten, als sich die Fischer hier ihre Quartiere bauten.
Die restlichen ca. 22 km bis AMALFI ging ich wie auf Wolken, auch wenn die Autos immer wieder alles unterbrachen, dieses auf Wolken gehen ist allerdings von mir anders gemeint, denn kurz vor meiner Abreise hatte ich mir ein paar neue Wanderschuhe gekauft, eine richtige Geldanlage, die sich jetzt bezahlt machte.
Der Ort AMALFI gibt ja der ganzen Küste ihren Namen, dort angekommen ging ich am ufernahen P’za Flavio Gioia mutig in das Hotel Fontana.
“Do you have a room for me for one night…” oder besser “Una camera singola a una notte…”
Klappte mal wieder, klar…wenn man das Geld auf den Tisch blättert, klappt alles.
Als ich im Zimmer meine neuen Wanderschuhe auszog, dachte ich, dass ich nach den fast 40 km nicht mehr gehen konnte, denn es war zu dem Zeitpunkt (!) die längste Strecke, die ich an einem Stück gelaufen bin, doch ich merkte kaum etwas …
“Die Dinger sind doch klasse…”, dachte ich schon halb unter der Dusche stehend.
Hinter dem Hotel ist der Piazza Duomo mit dem leicht eingezwängt liegenden Dom zu Amalfi (Duomo di Amalfi), der fast alle Reiseführer ziert und auf den Bildern immer wesentlich größer erscheint, als er wirklich ist … Fotos sind halt nur ein Schein der Wirklichkeit.
Die engen Gassen ziehen sich noch einige Kilometer im Tal bergauf in schroffen Felsen hinein, von denen man manchmal das Gefühl hat, dass sie über einem hochblickend zusammenwachsen und die Häuser hängen oft wie Starenkästen an diesen Felsen.
“Don’t dream it, be there” , ob alone oder nicht alone, kann man da nur sagen, denn in Worte ist es schwer zu beschreiben, wie so manches an diesem Ort der Welt, deshalb sagt man ja, dass die Amalfiküste ein Stück ist, was von Himmel heruntergefallen ist.
Vom Himmel heruntergefallen kam ich mir dann auch vor, als ich in den späten Abendstunden an diesem Septembertag in mein Bett fiel.
Gut, dass ich neben meiner Kameraausrüstung auch immer meinen Wecker und meine zusammenklappbare Zahnbürste dabei habe.
Die Rückfahrt nach Sorrent mit dem Bus zeigte mir wieder, was für rasante Autofahrer die Italiener doch sind – was einem als Deutscher in Neapel als erstes auffällt, ist der Verkehr von Neapel, der ein sich selbst regulierendes Chaos ist, was man erlebt haben muss.
Außerdem sieht man an der Amalfitana immer wieder ein Verkehrszeichen, was es in Deutschland nicht gibt, nämlich eine Hupe, die durchgestrichen ist.
Dies bedeutet, dass die Anwohner wahrscheinlich vor Hupen gar nicht schlafen können, was allerdings als Vorwarnung bei den engen Kurven, die oftmals von Felsen überdeckt sind, nötig ist.
Von Sorrent ging es dann zurück nach Neapel.
An Schönheit ist dieses Stück Küste kaum zu übertreffen…
Was lernen wir daraus :
“… aber wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
der ist dem Tode schon anheimgegeben”
(herrrothwandertwieder)
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* weitere Fotos zur Amalfiküste auf meiner Bildergalerie Italien :
* als Ergänzung sh. meinen Beitrag “Villa Rufolo Ravello”