“Gefahr von hinten…”
Es gibt Städte, die gar keine sind, …wie das (?), fragt man sich da.
Tja, jede Stadt ist halt anders und manche sind halt keine.
Und so eine “Stadt”, die keine ist, ist KOTOR.
Warum dieses so ist, auf das gehe ich weiter unten ein…
Kurze Erläuterung für die, denen der Name Kotor nichts sagt :
Kotor oder Cattaro ist eine mittelalterliche befestigte “Stadt” (168 v. Chr.) in einer Bucht an der Adria im heutigen Montenegro.
Die Bucht von Kotor ist von der Natur quasi eine Art “Doppel-Bucht”, denn von der aus der Adria unterhalb von Dubrovnik fjordartig ins Land gehenden (ersten) Bucht, geht eine zweite Bucht durch einen ca. 200 Meter schmalen Einfluss.
Nach dem Eingang in die naturhafenartige (zweite) Bucht, erkennt man an dessen süd-östlichen Ende die Festung Kotor.
Die Bucht ist umgeben von bis zu fast 2.000 Meter hohen Steinmassiven, die Montenegro den Namen geben.
Für die, die sich nicht mit Latein in der Schule haben herumquälen müssen, bedeutet es soviel wie “Dunkle Berge”.
Um die Fakten zu vervollständigen, liegt hinter bzw. über Kotor das Gebirgsmassiv Lovćen mit seinen stolzen 1.700 Meter Höhe und man kommt nicht herum, seinen Blick stetig in die Höhe zu richten.
Die autofreie, komplett von Stadtmauern eingerahmte Altstadt, die nur an drei Stellen Einlass gewährt, hat zum größten Teil aus dem 17. und 18. Jhdt. (manche sogar früher) stammenden palazzoähnliche Gebäude, mehrere romanische Kirchen und einen Hauptplatz (Trg od Oružja) mit einem leicht schräg stehenden Glockenturm (Torre dell’Orologio).
Durch die versetzt gebauten Gebäude ergeben sich zwangsläufig verwinkelte Gassen, die in nächtlicher Stunde ihren Reiz noch steigern, wenn CoolJazz der 50er-Jahre aus den Restaurants erklingt, der mich an längst vergangene Zeiten meiner früheren Jazz-Begeisterung erinnerte.
Genauso bildet der erwähnte Hauptplatz in nächtlicher Stunde eine Art Treffpunkt, da hier das Herz des Ortes zu schlagen scheint, was ja an viele italienische Plätze (Piazza Maggiore) erinnert, auf denen ich oft die halbe Nacht mit Kamera und Stativ verbracht habe.
Zur Namenerläuterung sei zu sagen, dass Kotor kyrillisch Котор ; italienisch Cattaro ; lateinisch Acruvium bedeutet und zu der Gemeinde Kotor die Ortschaften Risan, Perast, Dobrota, Orahovac und Dub gehören.
Fakten vorbei … weiter…
…und warum Kotor gar keine Stadt ist, liegt daran, dass es eine Festung ist.
Man kann das ganze leicht angleichen mit dem Begriff “Festungsort”.
Hier teilt sich alles in innerhalb der Festungsmauern und außerhalb der Festungsmauern.
Das moderne Leben, wie Autoverkehr, Busbahnhof, Hafen etc., liegt natürlich außerhalb und das geschichtliche Leben liegt innerhalb der autofreien Altstadt (Stari grad).
Bevor man auf Näheres eingeht, muss man noch eine Besonderheit (oder auch Sonderbarkeit) erwähnen, die Kotor im Vergleich zu vielen “Städten” aus der Reihe fallen lässt.
Nämlich die Stadtmauern.
Klar, jede Festung hat eine Festungsmauer, sonst wäre sie ja keine Festung.
Stimmt, nur die Festungsmauern von Kotor haben eine Besonderheit.
Die ganze Bucht von Kotor ist ja, wie schon erwähnt, von bis zu 2.000 Meter hohen Bergen umgeben, die sehr dunkel wirken und nur teilweise bewaldet sind.
Und demgemäß hebt sich hinter der Festung Kotor ein Berg (Lovćen) weit in die Höhe.
In frühen Zeiten hatte man wahrscheinlich Angst, dass der Feind nicht nur von vorne, vom Wasser, kommen konnte, sondern auch von hinten, über den Berg.
Und somit gehen diese Festungsmauern weit in die Höhe oberhalb der Stadt.
In nächtlicher Stunde sind diese Ruinenmauern, die trotzdem noch einiges abhalten und aushalten können, beleuchtet.
Dieses ergibt mit etwas Fantasie aus einer gewissen Entfernung gesehen den Eindruck eines mit Flammen behafteten Feuerrades, wie man es in frühen Jahren oftmals auf der Kirmes gesehen hat (was heute aus
“Sicherheitsgründen” zum größten Teil eingestellt worden ist).
Diese Stadtmauern laufen nicht nur hoch in den Berg, sondern geben nachts noch einen guten Effekt einer gewissen Uneinnehmbarkeit, was man allerdings ja schon öfter in der Menschheitsgeschichte gedacht hat.
In der heutigen Zeit sind die alten Festungsmauern erklimmbar.
Klingt einfacher, als es ist.
Es kommt natürlich auch auf die Jahreszeit an, aber auch bei meinem Oktober-Besuch in Kotor nahm der Aufstieg einige Zeit in Anspruch.
Ein schon mittelalterlicher Eingang ist an der östlichen Seite der Altstadt zu durchschreiten, um den richtigen Start für diesen schweißtreibenden Aufstieg zu bekommen.
Ab einem gewissen Punkt muss das Portemonnaie heraus, denn umsonst ist das ganze nicht.
Außerdem sollte man bedenken, dass die Getränke immer teurer werden, um so höher man kommt.
Nur keinen Stress antun, einfach Stufe für Stufe im Zick-Zack-Kurs immer höher, und um so höher man kommt, um so toller wird der Ausblick, dies ist das Geld schon wert.
Eine Kirche (Church of Our Lady of Remedy) läßt erkennen, dass man schon ein ganzes Stück geschafft hat, denn hier sind die Preise für die Getränke schon leicht gestiegen, aber man hat dafür schon einen Ausblick, der eine gewisse Höhe erahnen lässt.
Dies ist allerdings noch lange nicht alles…
Auf einem Schild wird nicht nur auf die Richtung der Erklimmung hingewiesen, sondern auch auf das Risiko, das man eingeht.
Wenn man nun nach ca. 1 1/2 Stunden Aufstieg am Ziel (Fort Kotor) angelangt ist, ergibt sich schon ein immenser Ausblick…
…auf die sich zwischen den Bergen windende Bucht…
.…auf die Altstadt nebst Hafen…
…und auf noch höher liegende Berge.
Da vergisst man, genau wie viele andere Besucher, den mühevollen Aufstieg und die hohen Getränkepreise.
Zur Altstadt (Stari Grad) lassen sich noch einige interessante Beobachtungen erwähnen.
Die Altstadt hat ihren mittelalterlichen Charakter behalten.
Der ganze Ort ist ja nicht nur autofrei, sondern es fehlen auch moderne Gebäude, die den alten Flair ja nur stören würden.
Die historischen Häuser und Palazzo sind mit originalen Bauteilen rekonstruiert, wo es von Nöten war.
Die Bauten, vor allem die alten palazzoähnlichen Gebäude, wurden aus feinem sehr hellen Natur-Stein gebaut, der auch an den neuzeitlichen Villen am Ufer der Bucht verwendet wird.
Nun kann man leicht erkennen, dass das Alter der Bauten in der Altstadt schon höher ist, weil der Stein sehr nachgedunkelt ist.
Auch am bedeutendsten Palazzo am Hauptplatz, der Palata Pima aus dem 14. Jahrhundert, erkennt man, dass er nicht für die Ewigkeit gebaut worden ist.
Das gibt aber allem einen gewissen Flair und macht die Scenerie schon fast malerisch.
Der angrenzende Glockenturm (Torre dell’orologio) von 1602 gegenüber dem Haupttor (Glavna Vrata ili Vrata od Mora) wirkt leicht schief stehend und lässt durch den harten Klang der Glocke das Alter des Turmes (und der Festung) erkennen bzw. erhören.
Vereinzelt lassen auch Elemente an den Fassaden die mittelalterliche Geschichte erkennen, bzw. erahnen.
Was mich zur Kamera greifen ließ, war die Tatsache, dass die alten
Palazzos fantasievoll mit ihren Namen beschildert sind.
Nur, dass diese “Schilder” aus einem Stück weinrotem stabilen Stoff bestehen und mit goldener Schrift den Name des Palazzo und dessen Entstehungsjahr tragen.
Eine gute Idee und Alternative zu normaler Beschriftung mit
Blechtafeln.
Wenn man nun einen Aufenthalt verständlicherweise ausdehnen will, so muss man den Festungsort Kotor verlassen.
Der Hafen von Kotor bietet verschiedenen Möglichkeiten einer Boots-Tour auch zu den beiden Inseln Sveti Dorde und Gospa od Skrpjela.
Was die Suche nach Promenaden betrifft, so gibt es zwei Möglichkeiten.
Die kleinere Promenade direkt am Hafen bietet allerdings nicht viel Ruhe und Muße zum Bummeln, da dort der Autoverkehr und Parkplätze alles beherrschen, außerdem ist es ja ein Hafen und keine direkte Promenade.
Dieses sieht aber oberhalb der Festung Richtung Dobrota anders aus.
Von der Hauptstraße abweichend, zieht sich diese besser als Promenade zu bezeichnende Strecke über ca. 2 km direkt am Wasser hin und lädt auch in abendlicher Stunde zum Bummeln ein.
Promenadenverwöhnte gehen also nicht ganz leer aus.
Auch die großen Luxusliner legen natürlich gerne hier an, was der Verfasser dieses Beitrages allerdings nicht unbedingt als positiv betrachtet.
Da kann man allerdings geteilter Meinung sein, dem einen gefällt das und dem anderen jenes.
Also nichts für ungut und verzeiht mir, ihr Freunde des mondänen Lebens auf Meer. Ihr sollt auch euren Spaß haben.
Eine abschließende weitere Besonderheit Kotors ist der Hang zu Katzen.
Hieran haben vor allem die weiblichen Besucher ihren Spaß (vielleicht auch die von den Luxuslinern).
Die Katzen von Kotor erinnern an die Tauben von Venedig.
Der ganze Festungsort und auch die aufsteigenden Wege der alten Festungsmauern ist überflutet mit Katzen verschiedenen Alters.
Sie werden hier gehegt und gepflegt und sogar medizinisch betreut.
Katzen haben hier Vorrechte, und diese scheinen sie auch zu genießen.
Ein extra für diesen Kult zu besichtigendes “Katzen-Museum” hat schon Seltenheitswert.
Denn wo außer in Kotor findet man ein Museum, was ausschließlich Katzen gewidmet ist (?).
Eine Sammlung mit unzähligen Postkarte, Plakaten, Büchern, Briefmarken lässt das Herz eines jeden Katzenfreundes höher schlagen.
Einiges erscheint in Kotor renovierungsbedürftig, doch dazu steht man, indem man es dementsprechend ausschildert.
Allerdings erkennt man die Renovierungsbedürftigkeit auch ohne den daran befestigten Hinweis.
*sh. Fotos Kotor Palazzos in meiner Bildergalerie Montenegro :
*Katzenmuseum Kotor (Trg Gospa od Anđela, Stari Grad 371)