“Perle an der Adria”
Bei den Vorbereitungen meiner Wanderung unterhalb von Rimini beginnend, die Adria herunter im Mai 2014, fiel mir bei vorheriger Recherche auf, dass der Ort Fano oftmals zweimal verzeichnet ist.
Einmal mit einem ganz normalen O geschrieben und einmal mit einem durchgestrichenen Ø.
Das zweite erinnert an etwas Skandinavisches und so ist es auch, Fanø ist nämlich eine kleine dänische Insel in der Nordsee, was man überall nachlesen kann.
Aber den besagten Ort FANO (mit normalen O) kennt nicht jeder.
Er sollte der Endpunkt der Strecke von Cattolica über Persaro nach Fano sein.
In Cattolica beginnt das eher weniger bekannte italienische Land MARKEN, aus dem immerhin zwei bedeutende italienische Komponisten herstammen, nämlich Gaspare Spontini und Gioachino Rossini.
Die Vorbereitungen hatten mir schon gezeigt, dass Fano ein Ort sein muss, der den Charme früherer Städte an der Adria behalten hat und dem heutigen Strand-Massen-Tourismus Paroli bietet.
Die letzten 10 km zwischen Pesaro, der Heimatstadt Rossinis und Fano legte ich direkt am Strand zurück, dies ging allerdings nur, weil in den frühen Mai-Tagen noch keine Saison war.
Wie bei allen anderen Adria-Städten, sollte man auch in Fano die Strand-Gegend meiden – hier wird alles geprägt durch Strand-Tourismus mit seinen bunkerartigen Hotels, Tennisplätzen und unendlich langen Sonnenschirm-Reihen für die sonnenhungrigen Strand-Touristen, und dies schon seit den frühen 50er-Jahren.
Dieses ist ja eher abschreckend, aber es scheint ja noch zu funktionieren, denn sonst gebe es ja dieses “Strand-Idyll” nicht mehr.
Fano gibt es ja schon seit der Römerzeit, damals hieß es Fanum Fortunae.
“Fanum” bedeutet soviel wie “Tempel”, denn hier soll in der Römerzeit der Tempel der Göttin Fortuna gestanden haben.
Es thront noch vor dem Eingangstor (Arco d’Augusto) derjenige, der das Ganze hier erschaffen haben soll, und das ist Gaius Octavianus Augustus, besser bekannt als Kaiser Augustus.
Wenn er irgendwo auftaucht (Capri, Orange-Provence…), erscheint er immer mit Rüstung und erhobener rechter Hand – ob er allerdings beim Bau der Stadt selbst mit Hand angelegt hat, ist natürlich fragwürdig…
…aber es muss ja immer unter dem Namen eines Herrschers laufen, sonst ist es zeitlich schwer einzuordnen.
Wenn man durch das prunkvolle Eingangstor schreitet, so fällt einem sofort auf, dass Fano eine sehr gut erhaltene zusammenhängende (!) Altstadt mit traumhaften Fassaden besitzt (restauriert im Jahre 2003).
Die Gassen und Straßen sollen laut der Literatur noch den Verlauf der alten Römerstraßen haben.
Es lässt das Herz eines jeden Fotofreundes höher schlagen.
Die schmalen Gassen, abzweigend von der Hauptachse Via Arco d’Augusto, zeigen wieder den Flair italienischer “Hinterhöfe”, die alles andere als Hinterhöfe sind.
Das Herz der Altstadt ist allerdings, wie in den meisten italienischen Städten, ein Platz.
Der Piazza XX Settembre ist wiederum fixiert auf einen Brunnen (Fontana della Fortuna) und das gesamte umliegende Panorama des Platzes lässt jeden Italienfreund an die Kulisse von Verona denken.
Brunnen sind auch so eine Art Symbole für Leben, ob nun pflanzliches oder menschliches Leben, denn ohne Wasser, wäre alles schnell am Ende, also eine Art “Lebens-Elixier”.
In abendlicher Stunde lässt sich der Platz, an dem auch das Theater der Stadt (Fondazione Teatro Della Fortuna) im Palazzo del Podesta liegt, am besten genießen, vor allem bei lauen Temperaturen, die an den frühen Maitagen hier herrschen.
Bei meinen immer wieder auftretenden Essensproblemen, gibt es einen guten Trick, etwas Essbares zu finden, den ich auch wieder in Fano anwendete.
Und jetzt aufgepasst ihr Junggesellen, die ihr nie Kochen gelernt habt :
Man geht einfach in die Gegenrichtung von den mit Plastiktüten tragenden Bewohnern, also dahin, wo diese gerade herkommen, denn dann ist man an der Quelle, nämlich an einem Supermarkt (Punto Simply).
Klingt ganz simpel, doch jetzt kommt der Haken, denn als ich es endlich geschafft hatte, diesen “einfachen Punkt” zu finden, hatte dieser gerade geschlossen, denn über die Mittagszeit ist hier alles dicht.
Da muss man schon Platz nehmen unter den Bäumen der kleinen parkähnlichen Anlagen, die in relativ großer Anzahl vorhanden sind.
Einzelne Kirchen lockern die sehr gut erhaltene Fassade auf, denn Kirchen dürfen in italienischen Städten ja nicht fehlen.
Die mittelalterliche Festungsanlage ist teilweise noch erhalten und weist auch auf die lange Geschichte der Stadt hin.
Nord-westlich der besser zu meidenden Strandgegend, besitzt Fano auch einen kleinen Jacht- und Fischerei-Hafen.
Von Nord-Westen kommend, hat ein seitliches “Einschreiten” in den Ort den Vorteil, dass sich einem beim ersten Eindruck ein Fano zeigt, was nicht vom Strandtourismus geprägt ist.
Jetzt besitzt Fano noch etwas, was nicht jeder weiß, auch der bewanderte Italien-Freund HerrRoth zu dem Zeitpunkt nicht.
Wenn man nämlich die beiden Worte Italien und Karneval in den Mund nimmt, dann denkt natürlich jeder an den Carnevale di Venezia.
Nur, dass dieses kleine Fano einen eigenen Karneval hat, der als der älteste Karneval in Italien gilt, das würde kaum eine Besucher des Ortes vermuten.
Denn im Februar wird eingedenk der Tradition gefeiert, was das Zeug hält.
‘Semel in anno licet insanire’, ‘einmal im Jahr darf man verrückt sein’.
Dieses römische Sprichwort hat in Fano Fuß gefasst.
Denn laut der Legende sollen bereits im Mittelalter karnevalähnliche Feiern stattgefunden haben, und dies, weil sich (angeblich) zwei einst verfeindete Familien (die Del Cassero und die Da Carignano) versöhnten, und das musste natürlich passend gefeiert werden.
Denn Feiern ist natürlich besser, als bekriegen…
Dann geht die Energie wenigstens nicht in Richtung Zerstörung, sondern in Richtung Heiterkeit.
Abschließend sei zu sagen :
“Wanderer durchschreite dieses Tor und lass das Heute heute sein,
denn werfe deinen Blick in längst vergangene Zeiten,
denn ohne die, könnt das Heut nicht heute sein!”
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* sh. auch meinen Beitrag über die Wanderung die Adria herunter.
Überschneidungen ließen sich nicht vermeiden.
* Weitere Fotos zum kleinen Adria-Städtchen Fano :