Der Weg der Götter (Sept. 2012)

                  “40 km Amalfiküste”

Bei meinem zweiten Aufenthalt in NEAPEL  ging es nicht nur um Neapel, sondern ich brauchte endlich eine größere Herausforderung.

Wer kennt nicht die Amalfiküste – die Amalfitana, den Weg der Götter ?
Schon in der 40ger Jahren für den Tourismus entdeckt – mehrere kleine Fischerdörfer, versteckte Buchten, sogar eine Grotte (Grotta di Smeraldo), tolle Ausblicke, einzelne Villen, schroffe Felsen, türkis­blaues Wasser… an dies alles denkt man, wenn einem der Name Amalfiküste über den Weg läuft.
Der erste Aufenthalt in Neapel 2009 zählt bis heute zu den fünf besten Reisen, die ich je gemacht habe und dies musste natür­lich 3 Jahre später wieder­holt werden.
Nur weiss ja nun jeder, dass man schöne Dinge nicht wieder­holen kann, doch da gibt es einen Trick, man fährt wieder an denselben Ort und macht einfach etwas anderes.
Es gibt kaum eine Stätte, wo soviele Möglichkeiten der Abwechselung bestehen, wie der Golf von Neapel.
Dadurch war 2012 nicht nur der Westteil von Capri dran, sondern als etwas “Neues” die…

                                     A M A L F I K Ü S T E

Gut vorbe­reitet hatte ich mich auf die Strecke von SORRENT bis POSITANO einge­stellt, was ca. 18–20 km ausmacht.
Den Weg über den Bergkamm zum Golf von SALERNO hatte ich mir auf drei verschie­dene Arten ausgearbeitet. 
Erst mit dem Schiff nach Sorrent – hier zeigte sich mir der oftmals doch gross­stadt­ar­tigen Charakter dieser Küstenstadt – es ging also darum, Sorrent hinter sich zu lassen und die Richtung  ‘gen Süden einzuschlagen.
Ich hatte leichte Probleme aus dem Gewühl von Sorrent zu kommen, obwohl ich sonst eigent­lich nicht so große Orientierungsprobleme habe.
Welche der drei ausge­ar­bei­teten Möglichkeiten ich genommen habe, ist schwer nach­zu­halten, jeden­falls habe ich versucht die SS163 (Strada Statale) zu errei­chen und  beizubehalten.
An einem Haus auf der Strecke stand in Graffiti der Spruch …

“…you never walk alone”

… tja…, dachte ich, wenn ich alle Sachen der letzten 10 Jahre nicht alleine gemacht hätte, dann hätte ich sie wahr­schein­lich gar nicht gemacht.”

Auf dem Bergkamm bei CEPANO ange­kommen, hatte ich beide Golfe vor meinen Augen, den Golf von Neapel und den Golf von Salerno.
Ein Blick für die Götter – durch die Startschwierigkeiten in Sorrent hatte ich schon etwas Zeit verloren, trotzdem stieß ich dann bergab gehend auf die SS 145, was noch nicht die berühmte Amalfitana ist, doch bei SANT PIEDRO kam dann der Punkt, an den ich mich heute noch erin­nere, denn dieser hat sich tief aus verschie­denen Gründen in mein emotio­nales Reisegedächtnis eingeprägt.
 Denn hier stößt die SS145 auf die SS163 und an dieser Stelle steht auch  ein trink­was­ser­spen­dener Hydrant, denn der Durst ist immer das schlimmste.

Nun wird es gött­lich” – dachte ich, das Ziel der Begierde ist gleich erreicht…
… war es auch – doch dann kam die Realität zurück, als ich nämlich den Müll sah, der die Küste herun­ter­ge­worfen worden war … tja hier fehlt halt der Gelbe Sack.
Vom Aufkommen von Autos, Bussen, Motorrädern ganz zu schweigen – um es kurz zu sagen, die Amalfitana ist hoff­nungslos überlaufen/​überfahren.
Es ist ein “Zwitter-​Feeling”, auf der einen Seite die gött­liche Küste, die einem wie in einem Traum vorkommt und auf der anderen Seite die nega­tiven Aspekte…

Erster Eindruck nach dem Abstieg zur Küste

Aber was lehrt uns das Leben, man muss die nega­tiven Sachen ausklam­mern und nur das Schöne sehen, dass ist natür­lich nicht immer so einfach, aber wegen dem Schönen bin ich ja hierhergekommen .…
Da trifft mal wieder eines meiner Zitate :

 “Wer die Schönheit ange­schaut mit Augen,                                                                                         der ist dem Tode schon anheim­ge­geben.”

So schlimm wurde es dann doch nicht, aber hatte ich oftmals Schwierigkeiten, Fotos zu machen, ohne das Negative auszuklammern.

Glitzern über dem Wasser

Die Strecke bis POSITANO, die ich mir vorge­nommen hatte, war bereits um 14:30 Uhr geschafft, das “Land gewinnen” ist ja hier, wenn man vom Verkehrsaufkommen absieht, einfach … man braucht ja nur immer der Straße entlang zu gehen.
Nur zeigte sich hier vor Positano, dass die Amalfitana nicht nur die schönste Küstenstraße der Welt ist, sondern auch der schönste Parkplatz, denn alle Häuser hängen am Hang und haben keine Parkplatzmöglichkeiten, somit bleibt nichts anderes übrig, als die Autos oben auf der Straße stehen zu lassen.
POSITANO ist  ein kleiner Ort, den jeder kennt, der sich mit Italien beschäf­tigt hat, die Häuser am Hang, kleiner Strand, kapel­len­ar­tige Kirche, traum­hafte Ausblicke …
Die schroffen Felsen scheinen mit viel Fantasie oftmals schon rich­tige charak­te­ris­ti­sche Gesichts­züge zu bekommen, aller­dings nur mit Fantasie…die Götter schauen eben zu.
Ich hatte mir im Vorfeld meiner theo­re­ti­schen Vorbereitungen schon in Positano eine Pension ausge­sucht mit dem Namen Pension Maria Luisa , der Name meiner Mutter, denn der habe ich so manche Reise zu verdanken.

Blick über die Amalfiküste

Zu dem Zeitpunkt hatte ich meinen Schrittzähler noch nicht, aber ich musste die 18 km erreicht haben – es fiel mir nicht schwer, die Übernachtung im mütter­li­chen Quartier aufzu­geben (meine Mutter wird es mir verzeihen) und meinen Fuss auf der “Straße der Götter” weiterzubewegen.

Die folgenden Orten Laurito, Praiano, Conca dei Marini weisen alle den glei­chen Charakter auf und stammen alle aus frühen Zeiten, als sich die Fischer hier ihre Quartiere bauten.
Die rest­li­chen ca. 22 km bis AMALFI ging ich wie auf Wolken, auch wenn die Autos immer wieder alles unter­bra­chen, dieses auf Wolken gehen ist aller­dings von mir anders gemeint, denn kurz vor meiner Abreise hatte ich mir ein paar neue  Wanderschuhe gekauft, eine rich­tige Geldanlage, die sich jetzt bezahlt machte.

Der Ort AMALFI gibt ja der ganzen Küste ihren Namen, dort ange­kommen ging ich am ufer­nahen P’za Flavio Gioia mutig in das Hotel Fontana.
Do you have a room for me for one night…” oder besser “Una camera singola a una notte…”
Klappte mal wieder, klar…wenn man das Geld auf den Tisch blät­tert, klappt alles.
Als ich im Zimmer meine neuen Wanderschuhe auszog, dachte ich, dass ich nach den fast 40 km nicht mehr gehen konnte, denn es war zu dem Zeitpunkt (!) die längste Strecke, die ich an einem Stück gelaufen bin, doch ich merkte kaum etwas …

Blick nach Amalfi

Die Dinger sind doch klasse…”, dachte ich schon halb unter der Dusche stehend.
Hinter dem Hotel ist der Piazza Duomo mit dem leicht einge­zwängt liegenden Dom zu Amalfi (Duomo di Amalfi), der fast alle Reiseführer ziert und auf den Bildern immer wesent­lich größer erscheint, als er wirk­lich ist … Fotos sind halt nur ein Schein der Wirklichkeit.
Die engen Gassen ziehen sich noch einige Kilometer im Tal bergauf in schroffen Felsen hinein, von denen man manchmal das Gefühl hat, dass sie über einem hoch­bli­ckend  zusam­men­wachsen und die Häuser hängen oft wie Starenkästen an diesen Felsen.
Don’t dream it, be there” , ob alone oder nicht alone, kann man da nur sagen, denn in Worte ist es schwer zu beschreiben, wie so manches an diesem Ort der Welt, deshalb sagt man ja, dass die Amalfiküste ein Stück ist, was von Himmel herun­ter­ge­fallen ist.
Vom Himmel herun­ter­ge­fallen kam ich mir dann auch vor, als ich in den späten Abendstunden an diesem Septembertag in mein Bett fiel.
Gut, dass ich neben meiner Kameraausrüstung auch immer meinen Wecker und meine zusam­men­klapp­bare Zahnbürste dabei habe.

Traumküste

Die Rückfahrt nach Sorrent mit dem Bus zeigte mir wieder, was für rasante Autofahrer die Italiener doch sind – was einem als Deutscher in Neapel als erstes auffällt, ist der Verkehr von Neapel, der ein sich selbst regu­lie­rendes Chaos ist, was man erlebt haben muss.
Außerdem sieht man an der Amalfitana immer wieder ein Verkehrszeichen, was es in Deutschland nicht gibt, nämlich eine Hupe, die durch­ge­stri­chen ist.
Dies bedeutet, dass die Anwohner wahr­schein­lich vor Hupen gar nicht schlafen können, was aller­dings als Vorwarnung bei den engen Kurven, die oftmals von Felsen über­deckt sind, nötig ist.
Von Sorrent ging es dann zurück nach Neapel.
An Schönheit ist dieses Stück Küste kaum zu übertreffen…

Was lernen wir daraus :

… aber wer die Schönheit ange­schaut mit Augen,
der ist dem Tode schon anheimgegeben”
(herr­ro­th­wan­dert­wieder)

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* weitere Fotos zur Amalfiküste auf meiner Bildergalerie Italien :

Amalfiküste


* als Ergänzung sh. meinen Beitrag Villa Rufolo Ravello”

Villa Rufolo Ravello (1880/​2012)



(HerrRothWandert)

 

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