“Heil dir Sonne, heil dir Licht …”
(“Siegfried”, 3. Act, 3. Scene)
Wer ITALIEN durchreist hat, der hat sich an eines gewöhnt, nämlich daran, dass man immer wieder auf Sachen aus der Zeit des Römischen Reiches stößt.
Dies kann einem natürlich auch in Süd-Frankreich bis hin in die Türkei passieren, was ja die Größe und Macht früherer Zeiten symbolisiert.
Der LAGO TRASIMENO ist nicht nur der größte italienische See unterhalb der Seenplatte, er liegt auch in einem Land, was noch vom Tourismus verschont und noch eher unbekannt ist.…
…nämlich UMBRIEN.
Bei meiner Umrundung des Trasimenischen Sees 2014 war das “Hauptquartier” in PERUGIA.
Ich merkte die Unerschlossenheit des Landes dahingehend, dass ich die Reise lange geplant hatte, allerdings lange kein Flieger nach Perugia flog.
Dieses sieht man auch daran, dass die meisten hier mit dem Auto anreisen.
Die 72,21 km-Umrundung des Sees hatte als Hauptteil das westliche und nördliche Ufer in der 2. Etappe.
Der fast runde See hat mehrere Landzungen, auf denen zum Teil auch kleine romantische Orte liegen, wie Castiglione del Lago im Westen und Passignano sul Trasimeno im Norden.
Die Wanderwege ließen stark zu wünschen übrig – nur das nördliche Ufer brachte dann von den Wegen her eine bessere Struktur – oben Straße und Eisenbahn, unten parallel ein schöner Feldweg.
So macht das Ganze Spaß, auch wenn man nicht immer direkt an den See herankommt.
Nun gibt es am Trasimenischen See etwas, was nicht sofort auf den ersten Blick einzuordnen ist.
Auch wenn man glaubt, dass es ein ganz normaler Campingplatz auf einer Landzunge ist, wie es mir an diesem 31° Grad heißen Tag bei der zweiten Etappe ging, so stellt sich auf den zweiten Blick etwas anderes heraus.
Und zwar etwas, womit man an diesem Ort nicht rechnet, nämlich dem …
…CAMPO DEL SOLE.
Der Campo del Sole ist nicht etwas von den Römern, wie man durchaus auf den ersten Blick annehmen könnte, sondern eine Art “Skulpturenpark” auf einer Landzunge unterhalb von Tuoro sul Trasimeno.
Als ich nach den ersten fast 20 km der 2. Etappe mich der Landzunge in der Mitte des Nordufers näherte, hatte ich eigentlich nur noch eines im Kopf, und das war eine Pause einzulegen.
Die sich lang hinziehenden Vorbereitungen zu dieser Wanderung hatte die Literatur bei mir schon fast wieder in Vergessenheit gebracht.
Als ich mich dann zu einem Campingplatz Richtung Ufer durchgekämpft hatte, war ich doch etwas überrascht, als ich das Werk der eher Modernen Kunst vor Augen hatte, bzw. im Schatten darunterlag.
In spiralartiger Form haben 27 Bildhauer (warum 27?) in den 80ger Jahren 27 Säulen aus Sandstein hier errichtet.
Die Säulen haben eine Höhe bis zu 4,50 Meter mit einem Durchmesser von 1,00 Meter.
Außerdem wurde das Ganze mit weiteren beigefügten Skulpturen ergänzt.
Eine Art “Altar” bildet die Mitte und die Säulen ziehen sich wie eine Spirale von diesem “Altar” weg.
Vögelköpfe, Krallen, griechisch anmutende Schriftzeichen, korinthische Säulenformen, runde Formen – eckige Formen… Symbolsprache pur…
…und alles mit dem Blick auf den See.
Also Wirkung hat das Ganze ja, bestimmt auch in später Abendstunde.
Welchen tieferen Sinn dieses alles haben soll, bleibt wahrscheinlich der Fantasie des Betrachters überlassen, doch zum Ausruhen eignete es sich sehr gut.
Bei aller Bewunderung für die Werke der Römer, sieht man hier, dass auch in den 80ger Jahren einiges möglich war.
“Heil dir Sonne, heil dir Licht…” sagt Brünnhilde (bei Wagner wird nicht gesungen!) nach ihrer Erweckung durch Siegfrieds Kuss nach jahrzehntelangem Schlaf (“Siegfried”, 3. Act, 3. Scene).
Da hat sich Richard Wagner natürlich etwas bei gedacht, denn ohne Licht gibt es kein Leben und ohne Sonne stirbt alles ab.
Was natürlich in der Symbolsprache Richard Wagners auch immer wieder Platz findet, sind die Fortpflanzungsorgane des Menschen, denn ohne die ging es auch nicht weiter.
Der Speer Wotans in “Der Walküre” steht nicht nur für die noch vorhandene Macht des Göttervaters, sondern ist natürlich auch ein Phallus-Symbol, genau wie das Schwert Siegfrieds, welches er aus den zerbrochenen Teilen des Schwertes seines Vaters wieder neu schmiedet (“Siegfried”, 1. Act, 3. Scene).
Die Macht regiert die Welt und den Menschen, auch den, der sie ausübt – erst wenn die Macht gebrochen ist, kommt die Freiheit.
“Auf in die Freiheit..”, dachte ich nach den 20 Minuten Ruhe, um den Rest der 2. Etappe anzugehen und verließ immer noch nicht ganz verstehend, was die Künstler eigentlich damit ausdrücken wollen, mutig wie Siegfried das “Feld der Sonne”.
Wie man mit etwas Fantasie erkennen kann, war sich einer der Bildhauer auch der Macht bewusst, als er diese Säule schuf und hat sich dabei vielleicht etwas anderes gedacht…
Was lernen wir daraus :
“Waffen und Geld sind die Sehnen der Macht”
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*Fotos Trasimenischer See in meiner Bildergalerie Umbrien :
*Fotos Perugia in meiner Bildergalerie Umbrien :