Musée Louis Vouland Avignon (Okt. 2014)

                                “Kunst und Garten”

Was ja immer wieder auffällt, ist die Fusion von Garten und Kunst, die einem an vielen Orten großer Schöpfungen begegnet.
Ob dies nun der Garten von Paul Cezanne in Aix-​en-​Provence ist, der Jardin Majorelle in Marrakesch, Monets Garten in Giverny, nörd­lich von Paris oder der Garten von Goethes Wohnhaus “Am Frauenplan in Weimar, wo unser Goethe seinen bota­ni­schen Studie freien Lauf lassen konnte.
(Das Beitragsbild oben zeigt den Garten Goethes in Weimar)

Goethes Wohnhaus am Frauenplan (Weimar)

Große Schöpfer erwei­tern ihr Schaffen in die Natur.
Genauso, wie sich viele Kreative zur Vollendung ihrer Werke in die Einsamkeit der Natur zurück­ziehen, um hier die Ruhe für die Fortführung oder Vollendung ihrer Werke zu finden.

Richard Wagner zog es 1846 nach Graupa östlich von Dresden und zu Wanderungen im Liebethaler Grund nahe der (heutigen) tsche­chi­schen Grenze, um seinenLohengrin zu vollenden.

Wesenitz im Liebethaler Grund (Sachsen)

Giuseppe Verdi zog sich nicht nur auf sein erwor­benes Landgut Sant´Agata, nord-​westlich von Parma in Ober-​Italien zum Schaffen zurück, sondern er bewirt­schaf­tete dieses auch für lange Jahre bis zum Ende seines Lebens und es ist bis heute noch in fami­liärer Hand geblieben.

Genauso erwarb Picasso ein chateau­ar­tiges Kastell in der Provence östlich von Aix-​en-​Provence, um von hier das Bergkreuz des Montagne Sainte-​​Victoire, dem Hausberg von Aix , besser genießen zu können, was sein Vorbild Paul Cezanne oftmals malte.
Picasso nutzte das quadra­ti­sche Schloß (Château  de Vauvenargues) kaum als Atelier, wurde aber hier 1973 im Garten (!) beigesetzt.

Montagne Sainte-​​Victoire (Provence)

Als letztes Beispiel sei das Bergdorf Sils Maria im Ober-​Engadin und die Oberengadiner Seenlandschaft (Silser See) genannt, denn hier hielt sich kein gerin­gerer als Fr. Nietzsche Mitte des 19. Jahrhunderts mehr­fach auf und ließ sich von der Landschaft und Spaziergängen um den Silser See zu seinen Schriften inspi­rieren und um Ruhe zum Schreiben zu finden.

Diese Beispiele zeigen, dass die Natur immer noch eines der Haupt-​Inspirationsquellen großer Geister ist.

Nun haben ja nicht nur große Schöpfer einen Hang zu einem schönen Garten, sondern auch Liebhaber der Kunst und Kunst-Sammler.

Und so ein Kunstsammler und Kunstfreund war der Industrielle Louis Vouland, der genau wie Picasso 1973 starb.
Seine archai­sche Villa in der Rue Victor-​Hugo im Nord-​Westen der histo­ri­schen Altstadt von Avignon beher­bergt heute ein Museum…

…nämlich das Musée Louis Vouland.

Dieser schöne Stadtpalais unweit der voll erhal­tenen mittel­al­ter­li­chen Stadtmauer Avignons, beher­bergt die Sammlung deko­ra­tiver Kunst, die dessen ehema­liger Besitzer Louis Vouland, der die Villa 1927 kaufte, im Laufe seines Lebens mit einer ausge­prägten Vorliebe für das 17. und 18. Jahrhundert zusam­men­ge­tragen hatte.

Rue Victor-​Hugo Avignon

Diese Sammlung ist seit 1982 der Öffentlichkeit zugäng­lich und beinhaltet auf mehreren Ebenen dieses herr­schaft­li­chen Hauses viele Kunstschätze, die einem Besucher zeigen, mit welcher Leidenschaft ein nicht unbe­mit­telter Mäzen sich ein eigenes Museum einrichten kann.

Kommoden, Beistellmöbel, Sitzmöbel aus der Hand der großen Kunstschreiner aus dem Zeitalter Ludwigs XV.  und Ludwigs XVI., Steingut und Porzellan, Keramikwerke, Goldschmiedekunst, Uhrmacherei, Wandteppiche und Gegenstände aus dem Alltagsleben, bezau­bern den Besucher, der sich in der Privatsphäre des Herrenhauses, dem Luxus und der Raffinesse vergan­gener Zeiten wiederfindet.
Eine neue Sammlung mit Werken von regio­nalen Künstlern, insbe­son­dere Vertretern der Schule von Avignon Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, fügen einen proven­zia­li­schen  Anstrich hinzu.

Von allem schon fast geblendet, kommt beim Wandeln durch das Vouland-Museum das Beste erst zum Schluss.

Denn hinter­rücks fügt sich diesem Herrenhaus eine park­ar­tige Gartenanlage an, die einem beim Heraustreten aus den saal­ähn­li­chen Räumen das Gefühl gibt, dass die Kunst hier eine Erweiterung in die Natur vollzieht.

Weiterführung der Kunst in die Natur

Der Garten zeigt nicht nur eine Pflanzenpracht von beson­derer Schönheit, sondern auch Skulpturen, kleine Brunnen und eine Büste des ehema­ligen Hausherren.

Kunstwerk Natur

Mein emotio­nales Reisegedächtnis hinter­ließ noch etwas anderes, was man wieder einmal als eine gute Idee einstufen kann.

Anfang Oktober des Jahres 2014 herrschten in Avignon sommer­liche Temperaturen.
Man hatte die gute Idee, hier im anfan­genden Gartenbereich eine Anzahl von Liegestühlen aufzu­stellen – man konnte sich also in die strah­lende Sonne legen und diese Fusion von Garten und Kunst auch aus der liegenden Perspektive mit dem Blick ‘gen Himmel genießen.

Das nennt man Service, die Kunstschätze eines passio­nierten Sammlers, einen herr­li­chen Garten, traum­haft schönes Wetter und dann zurück­ge­lehnt in der Sonne liegen.
Somit zeigt sich, dass die Kunst und die Natur auch gut zum Verweilen benutzt werden können.

Eine weitere gute Idee ist für die Kunst- und Kultur-​Interessierten in Avignon beachtenswert.
Denn ein soge­nannter “Avignon-​Pass” lässt einen in fast allen Museen zu stark ermä­ßigten Preisen eintreten.
Beim ersten Museum bekommt man diesen “Pass” und zahlt noch den vollen Eintrittspreis, bekommt dann aber einen Stempel und bei allen weiteren Besuchen anderer Häuser purzeln die Eintrittspreise bis zu 50% herunter.

Avignon-​Pass in Rückenlage

Dies animiert den Besucher Avignons auch Museen aufzu­su­chen, die ihn nicht unbe­dingt so sehr inter­es­sieren und lassen eine größere Menge von Besuchern auch die klei­neren Häuser aufsuchen.

Was lernen wir daraus :

Die Natur ist ohne Kunst denkbar,
die Kunst aber nicht ohne die Natur”

* Musée Louis Vouland
17 Rue Victor Hugo, 84000 Avignon, Frankreich
(https://www.vouland.com/)

* Touristic Office Avignon
  eich
 (www.avignon-tourisme.com)

***************

* sh. auch meine Bilder-Galerie :

Avignon

(HerrRothBesucht)

                                               Impressum