“Der Weg zur Blauen Grotte”
Um die Insel CAPRI spinnen sich ja unzählige Legenden, Zitate, Geschichten, Lieder etc.
Das hat ja auch seinen Grund.
Denn, wenn man das erste Mal an der Südküste des Ostteils an den Klippen steht, wird man vor Staunen stumm bzw. läßt dies jeden verstummen.
Dieses ist ja auf unzähligen Fotos dokumentiert, die die Farbenpracht des Wasser und die Schroffheit der Felsen zeigen …
Mein erster Eindruck, und der bleibt in meinem emotionalen Reisegedächtnis immer hängen, war 2009 die Klippen dieser Südküste des Ostteils. Vom milden Klima ganz zu schweigen, es werden quasi alle Sinne angeregt.
Mit Ost und West hat es auch seinen Grund, denn im Osten liegt die Stadt CAPRI und im Westen die Stadt ANACAPRI, beide Städte stehen in einer gewissen Konkurrenz.
Der Aufenthalt 2009 hatte den Ostteil mit der Stadt Capri und der Villa Jovis zum Inhalt.
Die ausgegrabenen Reste der Villa Jovis (Jupiter) von Tiberius ist das einzige, was übrig geblieben ist von den 12 Villen auf Capri – das hätte sich Tiberius, bei der Macht, die er damals hatte, auch nicht gedacht.
Auch die größte Macht ist irgendwann am Ende und es bleibt nichts oder fast nichts übrig, das hat es in der Geschichte schon öfter gegeben. Und da sich die Geschichte ja nun immer wiederholt, nämlich alle 60–70 Jahre, wie Schopenhauer schreibt, wird es dies auch immer wieder geben, solange es Menschen gibt.
Bei meinem Aufenthalt 2012 hatte ich mir logischerweise den Westteil vorgenommen.
Der Westteil mit ANACAPRI liegt wesentlich höher, als der Ostteil.
Es ist schon ein ganz schöner Aufstieg – auf dem Hinweg ging ich über die haarnadelartige Straße.
Die ca. 8 km (eine Strecke) sind einer meiner kürzesten Strecken, die ich gemacht habe, aber es kommt ja oftmals gar nicht auf die Zahl an – vor allem nicht auf Capri.
Der Aufstieg über die Straße lässt immer wirkungsvollere Ausblicke erscheinen, auch zu der nicht weit entfernt liegenden Amalfiküste und der Halbinsel von Sorrent (Penisola sorrentina), genau wie der Blick auf den jetzt tiefer liegenden Hafen (Marina Grande).
Vom Küstenausblick weg, geht es dann durch ANACAPRI, was vom Reiz und der Atmosphäre für mich mit Capri-Ort nicht mithalten kann, jeder empfindet dies natürlich anders.
Die weissgetünchten Häuser von Anacapri, die schmalen Gassen, in denen man sich leicht verlaufen kann, gleichen natürlich dem Aussehen Capri-Ortes, aber der Eindruck ist etwas herber und nicht so verträumt wie in Capri-Ort.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch die rauschhafte Erinnerung 3 Jahre vorher im Kopf hatte. Die Straße zieht sich ganz schön in die Länge und mir fiel auf, dass Müll in Form von leeren Flaschen sich am Seitenrand sammelte, was ja die Amalfiküste auch stark belastet.
Der Weg sollte mich natürlich zu einer der zahlreichen Grotten führen, und zwar die legendärste, wenn nicht gar die bekannteste Grotte der Welt, nämliche die Grotta Azzurra, besser bekannt als DIE BLAUE GROTTE.
Hier gibt es natürlich wieder viele Sagen, Legenden, Märchen – Faktum ist, dass sie den Römern in damaliger Zeit als Bad (Nymphäum) gedient hat und wiederentdeckt ist sie 1826 sogar von einem Deutschen, nämlich August Kopisch.
“Sieh an, sieh an … von einem Deutschen … tja was dies wohl zu bedeuten hat?”, fragte ich mich, als sich der Weg von Anacapri in Richtung zur nord-westlichen Küstenspitze in die Länge zog.
Die Straße (Via Grotta Azzurra) bekommt nach ca. 20 Minuten eine haarnadelartige Form und geht leicht bergab.
Die Voraussetzung ist immer das Wetter (und der Wille), was hier immer gut ist und somit ist der letzte Teil des Weges zum “Objekt der Begierde” schon mehr als ein Traum und kaum in Worte zu fassen – der Blick über das azurblaue Wasser, Kakteen-Wälder am Straßenrand, die ungestörten Geräusche der Natur, alles vereint sich in der Emotionswelt des Wandelnden – es war ja eher ein Wandeln und nicht ein Wandern.
In diesen Breitengraden wird natürlich versucht, aus allem Geld zu machen, klar Geld regiert die Welt, auch wenn man sagen muss, dass alles, was einen Preis hat, nichts wert ist. Aber, wenn man das Schöne sehen möchte, hat das auch einen Preis…
Am Hafen (Marina Grande) sieht man einen Anlegepunkt von Schiffen, die einen zur Blauen Grotte bringen können, hierbei darf man sich nicht vertun, der Preis ist nur die Fahrt mit dem Schiff dorthin und nicht der Eintrittspreis in die Blaue Grotte.
Der Andrang ist oft gross – wenn man eines der kleinen Boote bestiegen hat, geht das Bezahlen weiter, denn der Herrn am Ruder will auch leben.
Erläuterungen zur Blauen Grotte brauche ich nicht abzugeben, die kann man überall nachlesen.
Jedenfalls bekommt hier die Farbe Blau eine ganz neue Dimension, dass merkt man am besten, wenn man wieder rausgerudert kommt.
Als ich mich dann auf den Rückweg machte, war ich zwar nicht blau, aber merkte ich beim Abstieg vom West-Plateau, wie schwer es für die Menschen früher gewesen sein muss, wenn sie vom Ostteil der Insel morgens zum Arbeiten auf den Westteil steigen mussten, und das Tag für Tag…ein Fahrrad nutzte da auch nichts, dieses war allerdings damals noch gar nicht erfunden.
Denn zurück ging ich ca. 2–3 Stunden bergab über eine Treppenstraße – wie es sich anfühlt, wenn man über 2 Stunden eine steile Treppe heruntergeht, ist mir dann doch im emotionalen Reisegedächtnis hängen geblieben.
Bevor ich wieder zum Hafen die Rückfahrt nach Neapel antrat, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, dann doch noch einmal den Ostteil aufzusuchen, vor allen Dingen die schroffe Küste im Süden, der Blick und dieses Motiv für die Kamera ist unbezahlbar.
Was lernen wird daraus :
“Das Schöne ist oft schwer zu finden, doch das wirklich Schöne findet man nur einmal”
* weitere Fotos von Capri in meiner Bildergalerie Italien :