“Majorelle-Blau – Chagall-Blau – Yves-Klein-Blau - Urnen-Blau”
Bei den zauberhaften Gärten, die Marrakesch besitzt, stechen zwei heraus. Der eine, den keiner kennt, und der andere, den jeder kennt.
Kaum einer kennt den Jardin Secret und es war ja auch eher Zufall, als ich im 27° Grad warmen Marrakesch in der Weihnachtszeit im Jahre 2016 durch die Gassen schlich und diesen fand.
Und dadurch, dass ihn kaum einer kennt, hatte er im Nachhinein gesehen noch mehr Reiz, als der, den jeder kennt, doch ohne den, wäre ein Marrakesch-Besuch sinnlos…
…und zwar den Jardin Majorelle.
Ich stand schon immer auf die Farbe Blau, und das in allen Schattierungen – von Tauben-Blau über Enzian-Blau, Azur-Blau bis Königs-Blau…
Bei der Vor-Recherche zu meinem Marokko-Aufenthalt fiel mir gleich auf, dass dieser “Garten” doch von einem besonderen Blau-Ton geprägt ist, und zwar dem Majorelle-Blau.
Aus frühen Jahren kannte ich den Performance-Künstler YVES KLEIN (1928–62), dessen Blau-Ton-Bilder und Schwamm-Reliefs mich damals immer begeistert haben.
Und dieser Blauton blieb mir im Gedächtnis.
Und dieser noch mehr, als das Chagall-Blau des Franzosen MARC CHAGALL (1887–1985).
Als ich Mitte der 80er-Jahre einmal mit meinem Vater die süd-französische Cote d’Azur abgefahren bin, sagte er : “Jetzt siehst du endlich mal, wo Chagall die Ideen zu seinen Blau-Tönen her hatte…!”
Die Farb-Schattierungen des Wassers der Cote d’Azur ließen dann mein Herz höher schlagen, sodass mein Vater dann als “Krönung” noch mit mir zu Chagalls Grab nach Saint Paul-de-Vence westlich von Nizza fuhr, wo wir damals stationierten.
Da sieht man im Nachhinein, was man seinem Vater alles zu verdanken hat…
Als mein Vater im Jahre 2004 starb, habe ich ihm beim Bestattungs-Institut eine Urne in tiefem Enzian-Blau ausgesucht mit einer weißen Rose drauf.
Soviel zur Farbe Blau, meinem Vater und zu seiner Urne.
Im hektischen Marrakesch bietet sich der Jardin Mojorelle geradezu für eine mindestens zweistündige Ruhepause an, auch wenn er außerhalb der Medina liegt, nämlich leicht ‘gen Norden im Stadtteil Guéliz.
Der Garten ist fast ausschließlich in Kobalt-Blau gehalten, die Teiche, Mauern, die Beeteinfassungen, Blumentöpfe und die Außenwände des pavillionartigen kleinen Museums mit islamischer Kunst, Malerei und Volkskunde.
Der ehemalige Schöpfer des Gartens ist der französische Maler Jacques Majorelle (1886–1962), der Anfang der 20er-Jahre dieses Kleinod angelegt hat – man sieht, dass Schöpfer und Künstler immer wieder auf romantisch angelegte Gärten für ihre Inspirationen zurückgreifen – ob nun Claude Monet oder Paul Cezanne, somit auch Majorelle, der diesem “Garten” auch seinen Namen gab.
Hier fusioniert sich für den fotobegeisterten Besucher einiges, was die Kameras aus aller Welt um die Wette knipsen lassen.
Der immer auftauchende Blau-Ton, die kleinen Teiche und die mehr als 300 exotischen Pflanzenarten aus allen Kontinenten der Welt, erzeugen eine gelungene Kulisse.
Das Mikroklima Marokkos, der kühlende Schatten und die angelegten kleinen Wasserläufe, lassen die unzähligen Pflanzen wie in einem Paradies erscheinen.
Dies gibt eine herrliche Fusion aus Licht-Schatten, Natur, Sonnenstrahlen (und die scheint ja hier unaufhörlich) und Farb-Effekten des kräftigen Kobalt-Blau.
Die Palmen und oftmals sehr hohen Kakteen, die naturüberwachsenen kleinen Wege und die kleinen Kanäle, bieten einen guten Gegensatz zum hektischen Treiben in den glutroten staubigen Mauern der Medina.
Fast mittig zentriert liegt ein Springbrunnen mit kobaltblau eingefasstem Becken.
Nun ist es so, dass der französische Modeschöpfer Yves Saint Laurent diesen “Garten Eden” im Jahre 1980 aufkaufte und durch seine Renovierungsarbeiten den heutigen Zustand verlieh.
Wieder ein Schöpfer (Mode-Schöpfer), der sich als Ideen-Quelle einen Paradies-Garten erschuf.
Und dem nicht genug, denn Saint-Laurent ließ sich nach seinem Tode im Jahre 2008 als Asche im Beisein von Mitarbeitern und Freunden im Rosengarten verstreuen.
Dem Mode-Zaren ist heute ein Gedenkstein gewidmet.
Der Jardin Majorelle bot für mich doch eine Ergänzung zum schon leicht metaphysisch angehauchten Ruhe- und Geheimnisgarten Jardin Secret in der Medina, auch wenn im Majorelle doch wesentlich mehr Menschen flanieren und nicht nur Pflanzen aus aller Welt erscheinen, sondern auch Menschen aus aller Welt.
Der Jardin Majorelle ist eben bekannter, und dies zieht natürlich den Reisenden eher an.
Der Jardin Secret ist eher unbekannt, dadurch findet man ihn, wenn man ihn gar nicht sucht und dies ist eben geheimnisvoller…
Was lernen wir daraus :
“Ein Geheimnis lüften, nimmt ihm seine Kraft”
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* Jardin Majorelle Marrakesch (www.jardinmajorelle.com/)
* sh. auch meinen Beitrag über den Jardin Secret :
* sh. auch meine Bildergalerie Marrakesch :
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* Yves Klein-Archiv (www.yveskleinarchives.org)
* Publikationen der Werke von Yves Klein
(https://www.artsy.net/artist/yves-klein)