“Verfallen ist, was einst noch prunkt”
Kennen Sie eigentlich noch den Roman “Ein Tropfen Zeit” von der englischen Schriftstellerin Daphne du Maurier von 1969, dem Hochpunkt der Hippie-Bewegung und des Drogenkonsums ?
Er spielt in Cornwall im Haus eines Professors, der eine neue Droge entwickelt hat, mit der man eine Art Zeitreise antreten kann, eine Rückkehr in die Vergangenheit und längst vergangene Zeiten.
Als der Professor einige Wochen auf Reisen ist, stellt sich sein enger Freund und Mitwisser zur Verfügung und nimmt einige Tropfen dieser Droge zu sich.
Er gerät in eine andere Welt, in die Geschehnisse früher Jahre und kann zwischen dem Heute und Damals nicht mehr unterscheiden.
Die Sucht zeigt sich immer stärker, sodass beide gemeinsam einen Drogen-Exzess an einem Wochenende inszenieren wollen, wozu es allerdings nicht mehr kommt…
Schon Anfang der 70ger-Jahre war mein Vater in einem Buch-Club (was damals nicht jeder war!) und so bekam ich das Buch schon als 13jähriger in die Hand. Außerdem hatte es ein fantasievolles futuristisch anmutendes Cover mit einer jungen Frau, die leicht ver-zweifelt durch eine beschlagene Scheibe schaut und im Hinter-grund fast unscheinbar ein männliches Geschöpf…
… kann man natürlich interpretieren, wie man will.
Aber eins ist klar, was einen schon begeistern kann, ist allein der Titel.
“Ein Tropfen Zeit” – klingt schon fast nach Immanuell Kant.
Des Weiteren begeisterte mich damals natürlich das Cover (ein Begriff, der erst durch die Schallplatten-Industrie damaliger Jahre aufkam), was schon wie ein leichter Drogenrausch anmutet oder ein Liebeswahn (was ja nah bei einander liegt).
Es ist eine Reise durch Zeit und Raum, schon science-fiction-artig.
Eigentlich sollte ich mir das Buch mal wieder aus dem Keller holen.
So eine Zeitreise erfährt man mit etwas Fantasie auch auf Reisen durch gewisse Gefilde und Städte.
Viele italienische Städte, allen voran natürlich Venedig, sind ja eine Mischung aus dem Prunk von früher und dem Verfall von heute – und dies macht gerade ihren Reiz aus.
Das Moderne sieht man überall und das Verfallene auch, aber eine gelungene Fusion findet man nicht so häufig.
Es ist eine Verknüpfung von zwei verschiedenen Welten, was eine einzigartig neue ergibt.
Und so steht es auch im übertragenen Sinne mit der “Reconquista”
Ich meine die Rückeroberung etwas von einem Menschen Geschaffenes durch die Natur. Wenn man dafür ein Auge hat, kann man es immer wieder finden, denn die Natur macht nichts umsonst.
Maserungen und Strukturen regen immer wieder den kreativen Geist an, weil man nicht nur darin fantasiereiche Parallelen zu Lebendem erahnen oder heraussehen kann, sondern weil diese auch die Zeit plastisch darstellen können und deren Verlauf.
Quasi das Ergebnis von vielen Jahren und deren Einwirkungen, auch wenn man bei meinem Beispiel “Holz” bleibt, was sich ja hauptsächlich auf Türen, Tore und Holzverkleidungen beschränkt.
Dieses ist ja auch Natur, aber vom Menschen bearbeitete – Holz lebt, sagt man, klar, es stammt ja aus der lebenden Natur und geht in die lebende Hand des Menschen über.
Außerdem zeigt sich immer wieder, wie schnell die Macht des Menschen oder von ihm Geschaffenes vergeht.
Auf das “Ur-Symbol” der Tür als Ein- und Ausgang trifft man ja tagtäglich, was wäre ein Haus ohne eine Tür (?), auch im deutschen Immobilienhandel (Studio Tedeschi – Verona), wie man unten entnehmen kann.
Wenn natürlich das Ergebnis so ist, wie die Eingangstür, dann sollte man doch besser jemand anderen aufsuchen…
Eine Neugestaltung einer verfallenen Tür mit etwas vom Menschen Geschaffenen, zeigt auch den zeitlichen Fortschritt (oder Rückschritt?).
Man versucht den Reiz des verfallen Aussehenden zu fusionieren mit einer neuen Idee oder einer neu gemachten Idee von früher.
Die Religion siegt, sie steht über allem, auch über dem Wahn des Menschen…
Was lernen wir daraus :
“Nur Sterblichkeit ist Leben”
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* weitere Fotos in meiner Bilder-Galerie Maserungen :
* Daphne du Maurier (http://www.dumaurier.org/)