Jardin Majorelle – Marrakesch (Dez. 2016)

Majorelle-​Blau – Chagall-​Blau – Yves-​Klein-​Blau - Urnen-​Blau

Bei den zauber­haften Gärten, die Marrakesch besitzt, stechen zwei heraus. Der eine, den keiner kennt, und der andere, den jeder kennt.
Kaum einer kennt den Jardin Secret und es war ja auch eher Zufall, als ich im 27° Grad warmen Marrakesch in der Weihnachtszeit im Jahre 2016 durch die Gassen schlich und diesen fand.
Und dadurch, dass ihn kaum einer kennt, hatte er im Nachhinein gesehen noch mehr Reiz, als der, den jeder kennt, doch ohne den, wäre ein Marrakesch-Besuch sinnlos…

…und zwar den  Jardin Majorelle. 


Ich stand schon immer auf die Farbe Blau, und das in allen Schattierungen – von Tauben-​Blau über Enzian-​Blau, Azur-​Blau bis Königs-Blau…

Majorelle-​Blau

Bei der Vor-​Recherche zu meinem Marokko-Aufenthalt fiel mir gleich auf, dass dieser “Garten” doch von einem beson­deren Blau-​Ton geprägt ist, und zwar dem Majorelle-​Blau.

Aus frühen Jahren kannte ich den Performance-​Künstler YVES KLEIN (1928–62), dessen Blau-​Ton-​Bilder und Schwamm-​Reliefs mich damals immer begeis­tert haben.
Und dieser Blauton blieb mir im Gedächtnis.
Und dieser noch mehr, als das Chagall-​Blau des Franzosen MARC CHAGALL (1887–1985).

Als ich Mitte der 80er-​Jahre einmal mit meinem Vater die süd-​französische Cote d’Azur abge­fahren bin, sagte er : “Jetzt siehst du endlich mal, wo Chagall die Ideen zu seinen Blau-​Tönen her hatte…!”
Die Farb-​Schattierungen des Wassers der Cote d’Azur ließen dann mein Herz höher schlagen, sodass mein Vater dann als “Krönung” noch mit mir zu Chagalls Grab nach Saint Paul-​de-​Vence west­lich von Nizza fuhr, wo wir damals stationierten.

Da sieht man im Nachhinein, was man seinem Vater alles zu verdanken hat…
Als mein Vater im Jahre 2004 starb, habe ich ihm beim Bestattungs-​Institut eine Urne in tiefem Enzian-​Blau ausge­sucht mit einer weißen Rose drauf.

Soviel zur Farbe Blau, meinem Vater und zu seiner Urne.

…fast wie eine Urne

Im hekti­schen Marrakesch bietet sich der Jardin Mojorelle gera­dezu für eine mindes­tens zwei­stün­dige Ruhepause an, auch wenn er außer­halb der Medina liegt, nämlich leicht ‘gen Norden im Stadtteil Guéliz.


Der Garten ist fast ausschließ­lich in Kobalt-​Blau gehalten, die Teiche, Mauern, die Beeteinfassungen, Blumentöpfe und die Außenwände des pavil­lionar­tigen kleinen Museums mit isla­mi­scher Kunst, Malerei und Volkskunde.


Der ehema­lige Schöpfer des Gartens ist der fran­zö­si­sche Maler Jacques Majorelle (1886–1962), der Anfang der 20er-​Jahre dieses Kleinod ange­legt hat – man sieht, dass Schöpfer und Künstler immer wieder auf roman­tisch ange­legte Gärten für ihre Inspirationen zurück­greifen – ob nun Claude Monet oder Paul Cezanne, somit auch Majorelle, der diesem “Garten” auch seinen Namen gab.

Licht, Schatten und Stacheln

Hier fusio­niert sich für den foto­be­geis­terten Besucher einiges, was die Kameras aus aller Welt um die Wette knipsen lassen.

Herr R. und sein Schatten

Der immer auftau­chende Blau-​Ton, die kleinen Teiche und die mehr als 300 exoti­schen Pflanzenarten aus allen Kontinenten der Welt, erzeugen eine gelun­gene Kulisse.
Das Mikroklima Marokkos, der kühlende Schatten und die ange­legten kleinen Wasserläufe, lassen die unzäh­ligen Pflanzen wie in einem Paradies erscheinen.

Dies gibt eine herr­liche Fusion aus Licht-​Schatten, Natur, Sonnenstrahlen (und die scheint ja hier unauf­hör­lich) und Farb-​Effekten des kräf­tigen Kobalt-Blau.

Kakteen-​Bäume

Die Palmen und oftmals sehr hohen Kakteen, die natur­über­wach­senen kleinen Wege und die kleinen Kanäle, bieten einen guten Gegensatz zum hekti­schen Treiben in den glut­roten stau­bigen Mauern der Medina.

Aus der Froschperspektive

Fast mittig zentriert liegt ein Springbrunnen mit kobalt­blau einge­fasstem Becken.


Nun ist es so, dass der fran­zö­si­sche Modeschöpfer Yves Saint Laurent diesen “Garten Eden” im Jahre 1980 aufkaufte und durch seine Renovierungsarbeiten  den heutigen Zustand verlieh.

Wieder ein Schöpfer (Mode-​Schöpfer), der sich als Ideen-​Quelle einen Paradies-​Garten erschuf.
Und dem nicht genug, denn Saint-​Laurent ließ sich nach seinem Tode im Jahre 2008 als Asche im Beisein von Mitarbeitern und Freunden im Rosengarten verstreuen.
Dem Mode-​Zaren ist heute ein Gedenkstein gewidmet.

Asche zu Asche

Der Jardin Majorelle bot für mich doch eine Ergänzung zum schon leicht meta­phy­sisch ange­hauchten Ruhe- und Geheimnisgarten Jardin Secret in der Medina, auch wenn im Majorelle doch wesent­lich mehr Menschen flanieren und nicht nur Pflanzen aus aller Welt erscheinen, sondern auch Menschen aus aller Welt.

…aus aller Welt

Der Jardin Majorelle ist eben bekannter, und dies zieht natür­lich den Reisenden eher an.
Der Jardin Secret ist eher unbe­kannt, dadurch findet man ihn, wenn man ihn gar nicht sucht und dies ist eben geheimnisvoller…

Was lernen wir daraus :

         “Ein Geheimnis lüften, nimmt ihm seine Kraft”

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* Jardin Majorelle Marrakesch (www.jardinmajorelle.com/​)

* sh. auch meinen Beitrag über den Jardin Secret :

Le Jardin Secret – Marrakesch (Dez. 2016)


* sh. auch meine Bildergalerie Marrakesch
 :

Marrakesch

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* Yves Klein-​Archiv (www.yveskleinarchives.org)

* Publikationen der Werke von Yves Klein
  (https://www.artsy.net/artist/yves-klein)

(HerrRothBesucht)

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