“Tipps und Trick der Wäsche-Trocknung
in hitzegeplagten Städten”
Wer einmal im Mutterland des schönen und warmen Wetters durch die Gassen einer Stadt gebummelt ist, dem ist aufgefallen, dass hier übermäßig viel Waschpulver verbraucht wird. Dieses erkennt man hauptsächlich am Geruch.
In vielen italienischen Städten geht einem ab 30° C ein besonderer Geruch in die Nase, wobei Neapel als erstes zu nennen ist, und dieser Geruch hat immer einen gewissen Anteil Waschpulver.
Dass in südländischen Ländern mehr gewaschen werden muss, als im Heimatlande, hat zwei Gründe.
Erstens kommt man bei hohen Temperaturen um ein häufigeres Waschen nicht herum und zweitens haben die Familien im Schnitt mehr Personen zu versorgen, als in Deutschland, und es sind dadurch auch mehr Wäschemengen zu bewältigen.
Bei meinem ersten Aufenthalt in der unwahrscheinlichsten aller Städte am Muttertag (!) des Jahres 2007, wollte ich es wissen und hinter das Geheimnis der Wäschebewältigung blicken.
Rollen-System
Wie schaffen es die Frauen die Wäsche über den Kanal an einer Wäscheleine aufzuhängen, ohne ins Wasser zu fallen ?
Ich stellte mich also geduldig auf eine der kleinen Brücken über die unzähligen Kanäle von Venedig und wartete auf die Antwort.
An dieser Stelle ging nämlich eine Wäscheleine von der einen Seite des Kanals auf die andere.
Mein Warten hatte sich gelohnt, denn nach kurzer Zeit kam die Hand einer Frau durch ein kleines Fenster und lüftete das Geheimnis.
Die Wäscheleine ist als solches zwei Wäscheleinen, eigentlich natürlich nur eine, aber diese eine läuft über eine an der Wand unter dem Fenster befestigten Rolle und so eine Rolle ist auch an der gegenüber liegenden Wand befestigt.
Man kann also geschickt die Wäschestücke mit Wäscheklammern an dem Seil befestigen und über den Kanal durch das Rollen befördern und auch wieder zu sich hin zurückziehen.
Wem das zu kompliziert erscheint, der denke einmal an den Kampf in der Waschküche eines deutschen Mietshauses um jeden Zentimeter Platz zum Aufhängen der Wäsche, was ja schon oftmals zu Streitereien geführt hat (“Deutsches System”).
Durch diesen italienischen Trick kann man mehr Platz schaffen und den Freiraum über dem Kanal besser nutzen.
Ein Extrembeispiel der Waschkunst ist natürlich Neapel.
Als ich das erste Mal im Jahre 2009 durch die Gassen der Altstadt von Neapel schwebte, ging mein Blick unwillkürlich nach oben.
Die schluchtenartigen Gassen mit den meist 6stöckigen Häusern sind so eng, dass man dem Nachbarn gegenüber fast schon die Hand reichen kann.
Hier ist es also nicht so schwer in Kooperation mit dem Nachbarn auf der anderen Seite eine dieser “Wunderleinen” über die Gasse zu spannen.
Not macht eben erfinderisch und fördert den Gemeinschaftssinn, denn bei der immensen Enge und Bevölkerungsdichte, die in Neapel herrscht, muss man schon zusammenarbeiten, sonst bricht alles zusammen.
Fenster-zu-Fenster-System
Eine eher einfache Variante ohne in Konkurrenz mit dem Nachbarn zu kommen, ist das “Fenster-zu-Fenster-System”.
Hierbei gibt es nicht viele Schwierigkeiten, nur müssen beide Fenster zur eigenen Wohnung gehören, denn dann kann man die Wäsche sehr schön an eine zwischen zwei in die Wand eingelassene Eisenstäbe, bzw. an der Leine zwischen diesen beiden, aufhängen.
Eine etwas egoistische Variante, die allerdings vom Platz her begrenzt ist, es sei denn, wenn einem eine ganze Luxus-Suite gehört, die eine ganze Front Fenster hat, was allerdings in diesen Städten eher selten ist.
Ausklapp-System
Eine etwas platzschaffendere Variante ist ein sogenanntes “Ausklapp-System”.
Hierbei wird ein zusammengeklapptes Gestänge vor das Fenster oder den Balkon gehängt und bei Bedarf auseinandergeklappt, sodass sich mehrere Leinen hintereinander ergeben und man somit mehr Platz zum Aushängen der gewaschenen Wäsche hat, als beim vorherigen System.
Das Foto oben zeigt nicht nur sehr interessantes Parken, sondern zeigt dem geübten Auge auch mehrere “Ausklapp-Systeme” an den beiden Häuserfronten. Sicher eine gute Lösung, da man dieses System ja nach der Trocknung der Wäsche vom Fenster oder Balkon wieder entfernen kann oder zumindestens durch Zusammenklappen verkleinern kann.
Wenn man nun im hitzegeplagten Palermo durch die Gassen wandelt, erkennt man, dass die Systeme der Wäschetrocknung auch praktische Folgen haben können.
Denn man kam auf die gute Idee, große Bettlaken über den Balkon zu hängen, aber diesmal nicht zum Trocknen, sondern zum Schattenspenden und zum Abhalten der Hitze.
Das zeigt, dass der Zufall immer der beste Erfinder ist…
Was lernen wir daraus ?
“Eine gute Idee ist immer besser,
als ein Leben lang Büroarbeit”